Am kommenden Sonntag erfolgt der Auftakt zum Villacher Kirchtag, dem größten Brauchtumsfest Österreichs. Der Bieranstich durch Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) markiert den Beginn einer feuchtfröhlichen Woche. Die im Vorfeld kursierenden Spekulationen zu den Preisen für das mit Abstand beliebteste Kirchtagsgetränk, das (Villacher) Bier, ließen manche Gemüter bereits jetzt überschäumen. Offizielle Auskunft zu den aktuellen Preisen gibt es seitens des Veranstalters zwar keine. Pierre Bechler, der Leiter des Villacher Stadtmarketings, betont die freie Preisgestaltung durch die Gastronomen, es gebe keine Vorgaben der Stadt.

Was bereits durchsickerte: Einzelne Wirte sollen bis zu 7,50 Euro für ein Krügerl in Rechnung stellen, im Schnitt wechseln in diesem Jahr für einen halben Liter Bier rund 6,50 Euro den Besitzer. Dem Durst, der bis zu 500.000 erwarteten Gäste, soll das keinen Abbruch tun: Allein die Villacher Brauerei lieferte 125.000 Gläser, 1400 Garnituren und 3,5 Kilometer Theken aus.

Doppelt so hohe Preise auf der Wiesn

2022 kostete ein Bier beim Kirchtag in Villach noch maximal sechs Euro, 2023 knackte der Preis für ein Krügerl erstmals die Sieben-Euro-Marke, diesmal sollen es zuvor erwähnte 7,50 sein. Ähnlich rasant entwickeln sich die Preise freilich nicht nur in Villach. Ein Maß Bier (ein Liter) beim Münchener Oktoberfest schlägt sich heuer erstmals mit mehr als 15 Euro zu Buche. Seit 2004 haben sich Bierpreise auf der Wiesn damit in etwa verdoppelt.

Hohe Personalkosten

Guntram Jilka, der Geschäftsführer der Fachgruppe Gastronomie in der Kärntner Wirtschaftskammer, verteidigt die steigenden Bierpreise. Vor allem die kräftig erhöhten KV-Löhne schlugen sich in der Preisgestaltung nieder. „Lag der Anteil der Personalkosten früher bei 25 bis 30 Prozent, sind es heute 30 bis 35 Prozent. In der gehobenen Gastronomie sogar bis zu 45 Prozent.“

Zu den steigenden Bierkosten kämen je nach Anlass Kosten für Pacht, Aufbau, Zelt, Logistik, Musik, Steuern, Abgaben und Standgebühren. All diese Aufwände werden bei der Konsumation mitgezahlt, Jilka spricht von „Veredelung“ des Biers. Mit erhöhtem Risiko: „Regnet es, fallen Umsätze nahezu aus, die Kosten aber bleiben.“ Dennoch sei klar, dass Getränke für Gastronomen „wenn schon nicht die Butter, dann die Margarine am Brot sind“, erklärt Jilka. Das heißt: „Verdienen lässt es sich nicht im Speisenbereich, sondern bei Getränken.“ Und es stehe außer Frage, dass Wirte als Unternehmer Gewinne machen müssten.

„In der Steiermark noch vernünftig“

Durchaus süffisant kommentiert übrigens der steirische Wirtesprecher Klaus Friedl die Kärntner Bierpreis-Diskussion: „In der Steiermark sind wir noch vernünftig. Hier bewegt sich der Bierpreis je halben Liter um die 4,80 bis fünf Euro, selten darüber.“ Lassen sich 7,50 Euro rechtfertigen? „Entscheidend ist, ob der Kunde bereit ist, das zu zahlen. Abgerechnet wird am Schluss, dann sieht man, ob sich der Preis auf den Absatz ausgewirkt hat.“

Dass höhere Standpreise an höheren Preisen beim Villacher Kirchtag schuld seien, weist Stadtmarketingchef Bechler zurück: Man habe die Standplatzmieten in den letzten zwei Jahren nur um jeweils drei Prozent angepasst. „Es ist keineswegs so, dass wir Gebühren unverschämt erhöht hätten.“

Gastronomie unter Druck

Aber auch abseits von Festivitäten ist die Gastronomie unter Druck. „Die Preise sind vielerorts explodiert“, sagt Jilka. Klassische Betriebe – etwa Gasthäuser – mit fünf bis zehn Mitarbeitern seien bereits stark rückläufig, Klein- und Kleinstbetriebe im Kommen. Mit zusätzlichen Schließtagen und kürzeren Öffnungszeiten werde auf die steigenden Kosten und fehlendes Personal reagiert.

Bier wird von Wirten „veredelt“

Zurück zum Bierpreis: Dass 0,5 Liter Bier im Handel teilweise deutlich unter einem Euro angeboten werden, laut Jilka bisweilen sogar um 50 Cent, nennt dieser einen „Krebsschaden“. Die Bierpreise im Handel seien „unappetitlich und teilweise unter den Gestehungskosten, Bier sei für Gastronomen viel teurer“, erklärt Jilka, und rechnet vor: Ein Fass Bier mit 50 Liter koste einen Wirt 120 bis 130 Euro – der Normalpreis, abzüglich Rabatten von zehn bis 40 Prozent, aber zuzüglich der Bier- und Mehrwertsteuer. Florian Berger vom Brauereiverband erklärt, rund 70 Prozent des Bieres im Lebensmitteleinzelhandel werde in Aktion verkauft. Bier in der Gastronomie sei oft Fassbier, das von Gastronomen erst „veredelt und zum Biergenuss geformt“ werde.