Die Großinsolvenz des Wiener Immobilien-Investors und -Entwicklers Imfarr Beteiligungs GmbH trifft viele deutsche Städte. Neben Wien ist Imfarr in Frankfurt, München, Köln und Düsseldorf aktiv. In Leipzig plante die Imfarr das größte innerstädtische Entwicklungsprojekt. Das Projekt kam aber ins Stocken und wurde bisher nicht realisiert.
Auf einer Brachfläche von 25 Hektar sollten in Leipzig Schulen und Kitas entstehen, ebenso Raum für Büros, Einzelhandel, Arztpraxen und Gastronomie, wie das deutsche „Handelsblatt“ schreibt. Zudem sei der Bau von 2.400 Wohnungen vorgesehen, von denen 30 Prozent mietpreisgebunden sein sollen.
„Führender privater Investor“
Die im Jahr 2007 gegründete Imfarr Beteiligungs GmbH rund um die Familie Farrokhnia hat in den vergangenen Jahren mit großen Immobiliendeals in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Laut eigenen Angaben zählt das „Familienunternehmen zu den führenden privaten Investoren auf dem Gewerbe- und Wohnungsmarkt in Deutschland und Österreich“. Bei der Imfarr waren auch Ex-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) 2019 bis Mitte 2022 als Investor und Ex-Minister Josef Ostermayer (SPÖ) 2021 bis 2023 als Manager an Bord.
Spektakuläre deutsche Projekte
Gemeinsam mit dem Schweizer Family Office SN der Familie Ketterer kaufte Imfarr im Jahr 2020 den „Silberturm“ im Frankfurter Bankenviertel um kolportiert 630 Mio. Euro und die Highlight Towers in München im Jahr 2021 für kolportiert 650 Mio. Euro. Mitte 2023 gaben Imfarr und SN die Mehrheit am geplanten Immobilienprojekt Elementum - eines der größten Bürobauprojekte in München - sowie die Mehrheit am Silberturm und den Highlight Towers an den Finanzinvestor Oaktree ab. Auf der Firmen-Website werden fünf Immobilien in Wien angeführt, etwa die Lassallestraße 1 sowie die Nordbahnstraße 50.
Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
Am Dienstag ist über das Vermögen des Wiener Immobilieninvestors Imfarr Beteiligungs GmbH ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien eröffnet worden. Die Verbindlichkeiten (Passiva) belaufen sich auf 604 Mio. Euro. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten.
„Geordnete“ Verwertung
Die Finanzierung der Sanierungsplanquote soll durch eine „geordnete Verwertung“ des bestehenden Immobilienportfolios ermöglicht werden. Zum Imfarr-Insolvenzverwalter wurde der Wiener Rechtsanwalt Stephan Riel bestellt. Bekannt wurde Riel als Masseverwalter des insolventen Baukonzerns Alpine. Betroffen von der Insolvenz sind rund 110 Gläubigerinnen und Gläubiger sowie 18 Beschäftigte. Gläubiger können Forderungen bis zum 29. August anmelden. Am 12. September ist eine Prüfungstagsatzung und Berichtstagsatzung am Handelsgericht angesetzt, am 17. Oktober die Sanierungsplantagsatzung, geht aus der Insolvenzdatei hervor.