Es gibt Segmente der Industrie, bei denen der vollständige Umstieg auf erneuerbare Energie besonders herausfordernd ist. Wo also auch in unmittelbarer Zukunft jedenfalls klimaschädliches Kohlendioxid, CO₂, ausgestoßen wird. Die Produktion von Zementprodukten zählt ebenso dazu wie die Herstellung von sogenannten Feuerfestwaren. Also Materialien, die besonders hohen Temperaturen oder aggressiven chemischen Einflüssen standhalten.

Ein Konzern, der sich auf die Herstellung ebenjener Feuerfestprodukte spezialisiert hat, heißt RHI Magnesita und ist in der Steiermark gut bekannt. Wichtige Produktionen betreibt das Unternehmen – nach der Schließung des Standorts in Trieben Ende 2021 – in Veitsch und Breitenau, eine Niederlassung hat RHI Magnesita auch in Leoben. Die Montanstadt ist es auch, die nun ins Zentrum eines spektakulären Projekts rückt. Ein wirtschaftlich-wissenschaftliches Trio, bestehend aus der RHI, der Leobener Montanuniversität und der Universität im chinesischen Peking, wird die Möglichkeiten der, durchwegs umstrittenen, CCS-Technologie ausloten.

Fällt in Österreich das Verbot?

CCS steht für Abscheidung und Speicherung von CO₂. In Österreich ist CCS mit Ausnahme von kleineren Forschungsprojekten gesetzlich verboten. Zugleich sprachen sich in den letzten Monaten immer mehr politische Stimmen, darunter Kanzler Karl Nehammer, dafür aus, das Verbot aufzuheben. Während Umweltorganisationen wie Greenpeace die Speicherung von CO₂ ablehnen – primär, weil man noch nicht wisse, wie lange die CO₂-Endlager dicht halten – projiziert man in weiten Teilen der Industrie viel Hoffnung in die Technologie.

Und hier setzt das Leobener Projekt an. Von einem „wichtigen Schritt für die zukünftige, internationale Zusammenarbeit im Bereich der CO₂-Speicherung“, sprechen die Partner. Ziel des Projekts ist eine „CCS-Roadmap“, also das Beschreiben eines konkreten Weges, für das Werk der RHI Magnesita in Chizhou. Dort betreibt der global agierende Konzern eine weitläufige Dolomitmine, produziert Rohstoffe und stellt zugleich hochwertige Produkte auf eben jener Dolomitbasis her. Einfließen sollen in den Plan aber auch benachbarte Betriebe in der Provinz Anhui im Osten Chinas. Gefördert wird das Projekt von der Österreichischen Forschungsgesellschaft (FFG), in Summe fließen 1,15 Fördermillionen in die Arbeit.

Rechtliche und technische Fragen

Besonders herausfordernd ist im weiten Feld des CCS zweierlei. Einerseits die noch uneinheitliche Rechtslage zur Besteuerung von CO2-Emissionen und andererseits konkrete technische Fragestellungen. Etwa im Zusammenhang mit geologischer CO2-Speicherung. „Innovative Verfahren wie die Mineralisierung von CO2 direkt im Untergrund“ sollen laut Montanuniversität ins aktuelle Projekt ebenso einfließen, wie bereits etablierte Technologien. Also beispielsweise „die Speicherung in ausgeförderten Kohlenwasserstofflagerstätten“, wie es von der Forschungseinrichtung heißt.

Stolz zeigt man sich in der Montanstadt auch in Bezug auf den wissenschaftlichen Projektpartner. So sei die Peking University eine der „weltweit führenden Universitäten im Bereich der Modellierung von Speicherprozessen“. Die Beziehung zur chinesischen Hochschule will die Montanuni nun „ausbauen“. So könne man „zukunftsfit für die auch auf dem chinesischen Markt zunehmend strengen Dekarbonisierungsvorschriften werden“.