BYD (“Build your Dreams“) gehört zu den kraftvollsten chinesischen Marken. Schon bevor die Diskussionen um chinesische Strafzölle aufkamen, hat sich BYD als erster chinesischer Fahrzeughersteller dafür entschieden, in Europa produzieren zu lassen. Das erste Werk für PKW (Elektro-Busse baut BYD bereits seit 2016 in Ungarn) entsteht im südungarischen Szeged.

Und dafür will man österreichische Zulieferer gewinnen: Eine hochrangige BYD-Delegation ist aus China angereist, um sich heute in Wien mit 30 österreichischen Automobil-Zulieferern zu treffen. Nach kurzen Präsentationen geht‘s in die Expertengespräche und Verhandlungen. Das Ganze nennt sich „BYD Austrian Supplier Conference“, und die Zeit drängt: Bereits ab 2025 Fahrzeuge sollen in Ungarn Fahrzeuge produziert werden. Unter den 30 Unternehmen, die mit den Chinesen ins Geschäft kommen wollen, befinden sich: AVL, AT&S, MSG, Radkersburger Metallwerke, Alplab (autonomes Fahren), Voest Draht, Magna, Infineon (haben schon vorab Gespräche geführt) oder Mahle.

Die Einfädler des Projekts

Vor allem mitgewirkt an dem Treffen haben zwei Köpfe: Denzel-Mann Danijel Dzihic, Geschäftsführer bei BYD – Denzel hat ja den Import übernommen – und Manfred Kainz, der Gründer von TCM International. Dzihic wollte Wertschöpfung nach Österreich holen, Kainz arbeitet wie so oft dafür als Netzwerker. Er sagt: „Ich erwarte mir eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie wir sie damals bei der BMW-X3-Produktion in der Steiermark hatten. BYD braucht exzellente Zulieferer, wir haben die Chance eine hohe europäische Wertschöpfung zu erreichen. Das sollten wir nutzen, weil unsere Produkte sehr gut und wir äußerst flexibel sind.“

Sowohl für BYD wie auch für die österreichischen Zulieferer steht viel auf dem Spiel: Die Chinesen wollen aus der Kritikzone finden, in die sie durch die Strafzölle gekommen sind. Europäische Kooperationen wären gut für das Image. Für die Zulieferer geht es darum die Abwärtsspirale zu stoppen: Durch den Wandel zur E-Mobilität sind 20 Prozent der Jobs bis 2040 in Gefahr – und damit auch eine hohe Wertschöpfungssumme. Das wurde in einer Studie der TU Graz fest gestellt.

Für Magna geht es um noch mehr

Nach dem Wegfall mehrerer Aufträge braucht Magna neue Jobs. Die Strafzölle beschleunigen zwar die Absicht weiterer chinesischer Hersteller ihre Autos in Europa fertigen zu lassen. Denn auf die bisher fälligen zehn Prozent Einfuhrzoll werden noch einmal bis zu 37,5 Prozent an Strafzöllen eingehoben. Diverse Gespräche laufen, Magna hat eigene Teams mit der komplexen Angebotserarbeitung zusammengestellt. Hersteller wie Xpeng, GAC oder Chery stehen am Verteiler. Das Magna-Vorhaben besitzt aber noch mehrere Fragezeichen: Es steht nicht fest welche Fertigungstiefe die Produkte hier in Europa haben müssen, um den Strafzöllen zu entgehen. Das wird spätestens im November fixiert. Ein erster Schritt wäre auf alle Fälle mit BYD zu kooperieren.

BYD baut zweites Werk in der Türkei

Für BYD steht fest: man wird in der Türkei ein zweites Werk eröffnen. Auch deshalb ist das heutige Treffen der österreichischen Zulieferer mit den Chinesen so wichtig. „BYD gibt damit ein authentisches Bekenntnis zu Europa ab“, sagt Dzihic. Heute werden auch die Denzel-Vorstände Gregor Strassl und Hansjörg Mayr bei den Verhandlungen vor Ort sein.