Michaela Maier ist Spezialistin für die Zahlen hinter den Zahlen. Immerhin weiß die Expertin der Statistik Austria alles über jene Daten, die für die Berechnung der heimischen Inflationsrate herangezogen werden. Im Juni kam die Quote bei 3,0 Prozent zu liegen. Eine Position, die dabei auffällt: Im Gegensatz zu vielen anderen Kategorien wirkt die Mobiltelefonie im Land preisdämpfend. Um satte „11,4 Prozent“ lagen die Preise laut Statistik Austria im Juni unter dem Vorjahreswert. Das senkt die Inflation im Land immerhin um 0,104 Prozentpunkte.

Für Maier wenig verwunderlich. Seit geraumer Zeit beobachte sie die inflationsmindernden Effekte des Bereichs. Wie sie das, trotz der mittlerweile gängigen „Indexanpassungen“ – also dem jährlichen Anpassen des Tarifs an die Inflation – erklärt? Nun, einerseits beobachte die Statistik Austria eine Mischung aus „Neu- und Bestandsverträgen aller Anbieter“. Außerdem werden „Qualitätsverbesserungen berücksichtigt“. Sprich: Wenn das angebotene Downloadvolumen oder die Geschwindigkeit steigen, der Preis sich aber nicht ändert, kann das inflationssenkend wirken. Nicht zuletzt, so Maier, herrsche schlichtweg reger Wettbewerb am Mobilfunkmarkt.

Drei sorgt für Aufsehen

Mitten in diese Dynamik setzt der Mobilfunker Drei – mit A1 und Magenta an der heimischen Marktspitze – noch ein weiteres Ausrufezeichen. Vergangene Woche präsentierte man einen neuen Preiskampf-Tarif. Auf unbestimmte Zeit, bei Drei spricht man auf Nachfrage von „zumindest ein paar Wochen“, bekommt man bei „Up3“ 50 Gigabyte monatliches Download-Volumen und 1000 Minuten oder SMS ab monatlich 4,90 Euro. Außerdem wird ein unbürokratischer, vollständig digitaler Umstieg versprochen. Ein Angebot, das in der Branche für Aufregung sorgt.

Drei-CCO Günter Lischka stellte neuen up3-Tarif vor
Drei-CCO Günter Lischka stellte neuen up3-Tarif vor © Drei/Richard Tanzer

Auch, weil man bei Drei eine betont offensive Kommunikation wählte. Man wolle mit diesem Angebot „die Diskonter in Pension schicken“, hieß es von Drei-Vorstand Günter Lischka bei der Präsentation. Tatsächlich ein nicht nur rhetorischer Angriff auf die virtuellen Netzbetreiber (MVNOs) des Landes, die sich in Mobilfunknetzen für gewöhnlich nur „einmieten“ und deren begehrteste Tarife zurzeit um die 9,90 Euro kosten.

HoT: Seit 2015 „Monat für Monat gewachsen“

Wie die Reaktion bei den Diskontern selbst ausfällt? Ventocom-Chef Michael Krammer steht an der Spitze von HoT, dem größten virtuellen Mobilfunker in Österreich, beheimatet im Netz von Magenta. „Seit unserer Gründung 2015 sind wir Monat für Monat gewachsen“, sagt er. Im Gespräch zeigt er sich angriffslustig. So basiere die Inflations-Bemessung der Statistik Austria „wohl auf Annahmen, die vielleicht nicht ganz mit der Realität übereinstimmen“. Er sehe, vor allem durch die beschriebene Indexierung bei den großen Anbietern, nämlich sehr wohl „steigende Preise“ im Land.

Michael Krammer, Chef von Ventocom (HoT, Liwest Mobil, Raiffeisen Mobil)
Michael Krammer, Chef von Ventocom (HoT, Liwest Mobil, Raiffeisen Mobil) © APA

Bei Ventocom selbst gäbe es „keine Indexanpassungen“. Und „keine Lockangebote für Neukunden“, wie Krammer mit Blick auf den neuen Drei-Tarif meint. Diesen empfinde er als „liebe Ansage“.

„Der Markt ist umkämpft wie nie zuvor“, heißt es indes von Franz Pichler, Gründer und Geschäftsführer des Diskonters Spusu. Durchwegs auch zum Vorteil der kleineren Anbieter, hätten doch die Inflationsanpassungen bei den Großen zu einer „sehr großen Wechselbereitschaft im Frühjahr“ auf Kundenseite geführt. Pichlers Kampfansage: „Wer noch immer mehr als 20 Euro für einen Handytarif bezahlt, sollte dringend über einen Wechsel nachdenken“.

Den 4,90-Euro-Schritt von Drei kommentiert der Spusu-Chef mit gewisser Ironie: Drei positioniere sich ob „verschiedener Einschränkungen bei Service und Support damit selbst als Diskonter“, während Spusu auf „ausgeklügeltes Kundenservice“ setze. Franz Pichler: „Die Plätze wurden scheinbar getauscht“.

Von einem „sehr dynamischen Markt“ spricht man auch bei Magenta. „Im europäischen Vergleich“ würden die österreichischen Tarife jedenfalls „sehr viel Leistung bei geringen Preisen“ enthalten. Das würde besonders der „Preis-pro-Gigabyte-Vergleich“ verdeutlichen.

Spusu-Chef Franz Pichler
Spusu-Chef Franz Pichler © Foto Semrad