Es sind dramatische Zahlen, die der Alpenländische Kreditorenverband AKV für das erste Halbjahr 2024 vorlegt: Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Kärnten ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 173 auf 184 gestiegen, eine Zunahme um 6,4 Prozent. Somit werden wöchentlich 7 Firmen insolvent. Bei den eröffneten Firmeninsolvenzen kam es am Landesgericht Klagenfurt zu einem deutlichen Anstieg um ein Drittel, 100 waren es von Jänner bis Juni.

Österreichweit wird bei diesen ein Höchststand der vergangenen 15 Jahre verzeichnet. Knapp um ein Drittel mehr sind es auch in der Steiermark. Mit Ausnahme von Salzburg und Niederösterreich sind die Zahlen überall alarmierend. In Vorarlberg haben sich die eröffneten Firmeninsolvenzen sogar mehr als verdoppelt. Insgesamt mussten 3409 Pleiten vermeldet werden. Trotz der abflauenden Inflation wirkt die anhaltende Rezession in der Industrie sowie Konsum- und Investitionszurückhaltung über alle Branchen hinweg.

Oberkärnten als „Pleitehochburg“

Sogar mehr als verdreifacht haben sich die Firmeninsolvenzen im Bezirk Spittal an der Drau. Zu einer Verdoppelung kam es im Raum Villach – Villach-Land. Die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze sind kärntenweit von 191 auf 364 Dienstnehmern verglichen mit dem 1. Halbjahr 2023 ebenfalls gestiegen. Die meisten Dienstnehmer, nämlich 62, waren von der Insolvenz des Modeeinzelhändlers Vianello GmbH mit Sitz in Ottmanach (Magdalensberg) betroffen.

Problembranchen Handel, Gastronomie & Bau

Einen markanten Anstieg gab es erneut im Einzelhandel, der die Statistik anführt. In dieser Branche haben sich die Insolvenzen verdoppelt. An zweiter Stelle liegt der Gastronomiebereich, gefolgt von der Baubranche. Zu einem gravierenden Anstieg kam es auch im verarbeitenden Gewerbe: Unter den Herstellern von Konsum- und Produktionsgütern haben sich die Firmeninsolvenzen beinahe verdreifacht. „Für den Rest des Jahres wird sich die Situation bei den Unternehmen trotz Zinswende und Entspannung der Inflation nicht wesentlich verbessern“, befürchtet Beatrix Jernej. Die Zahl der Zahlungsausfälle steige weiter und die Zahlungsmoral verschlechtere sich. Daher sei von einer Zunahme bei den Insolvenzen auszugehen.

Ein Drittel saniert sich

Immerhin rund ein Drittel der Firmeninsolvenzen konnten mit dem Abschluss eines Sanierungsplans aufgehoben und somit als Unternehmen fortgeführt werden. Laut AKV liegt dies über dem österreichweiten Schnitt von 29 Prozent mit einem von Gläubigern angenommenen Sanierungsplan.

Private höher verschuldet

Bei den Privatinsolvenzen ist die Zahl mit 347 Schuldenregulierungsverfahren (- 3,6 Prozent) leicht gesunken. Allerdings stieg die Durchschnittsverschuldung von rund 91.000 Euro auf 110.000 Euro deutlich an. Das ergibt Gesamtverbindlichkeiten von 38 Millionen Euro.

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