Für das steirische Autohandels-Halbjahr 2024 haben Gerald Auer, Peter Jagersberger, Klaus Edelsbrunner und Thomas Marichhofer von der Wirtschaftskammer am Montag Bilanz gezogen.

Mit durchaus überraschenden Ergebnissen und einem zwiespältigen Resümee: In der Steiermark konnten 5,7 Prozent mehr neue Autos verkauft werden. Hauptverantwortlich war da freilich der Juni, weil in diesem Monat wesentlich mehr Autos angemeldet wurden. Hintergrund? Mit Anfang Juli müssen neue Fahrzeuge eine Armada an Sicherheitsfeatures an Bord eingebaut haben, darunter auch eine Blackbox (ähnlich dem Flugzeug) zur Unfallaufzeichnung. Fahrzeuge, die nicht über diese Ausstattungen verfügten, mussten bis Ende Juni verkauft werden. Vom 500er Fiat bis zum Porsche Macan liefen auch eine Reihe von Fahrzeugen deshalb aus.

Weitere Zahlen? 7354 (plus 11,5 Prozent) Benziner wurden im ersten Halbjahr verkauft, 3642 Diesel (plus 6,5 Prozent), die Benzin-Elektro-Plug-in-Hybride als immer beliebtere Alternative zum E-Auto steigerten sich sogar um 15,1 Prozent. Auch bei den Gebrauchtwagen (62.616 Stück verkauft) liest man eine Steigerung von 10,2 Prozent. Lediglich die Elektroautos schwächeln derzeit: Minus 11,4 Prozent in der Steiermark (absolute Zahl: 2456 Fahrzeuge).

„Bremsspur“ bei der E-Mobilität

Fahrzeughandel-Obmann Edelsbrunner sagt klar: „Die Kunden warten die weiteren Wahlen ab, und, ob das Verbrenner-Aus 2035 tatsächlich hält.“ Und Jagersberger ergänzt: „Die E-Mobilität legt eine Bremsspur hin.“ Obwohl die Preise sinken und endlich mehrere E-Fahrzeuge in der 20.000-Euro-Region erhältlich seien.

In der WKO macht man vor allem die Umstände verantwortlich, die wenig konsumentenfreundlich seien. „Es gibt keine Preiskennzeichnung bei den Ladestationen und bei den Ladekarten sehen wir einen Ladekartensalat. Wir fordern endlich ein einheitliches Bezahlsystem.“ Auch die massiven Preisunterschiede seien alles andere als verkaufsfördernd.

Es ist offensichtlich, warum sich die Autohändler so kritisch äußern: Sie müssen E-Autos in den Markt bringen, damit die Hersteller die CO2-Ziele erreichen. Auch sei es heute so, dass Betriebe ihre E-Autos für Außendienstmitarbeiter wieder auf Verbrenner und Hybride umtauschen – die Ladezeiten für einen effizienten Tagesablauf seien einfach zu lange.

„Normalisierte“ Gebrauchtwagenpreise

Laut Gerald Auer (Vogl+Co) hätten sich die Gebrauchtwagenpreise wieder „normalisiert“, auch die gebrauchten E-Autos hätten (bei bescheidenen Stückzahlen) eine stark steigende Verkaufstendenz. Und die Batterien der gebrauchten E-Fahrzeuge würden aufgrund der diversen Checks besser als erwartet abschneiden – und laut Landesinnungsmeister Thomas Marichhofer auch vier bis fünf Jahre nach der Erstzulassung durchwegs über 90 Prozent ihrer ursprünglichen Reichweite halten.

Für Peter Jagersberger (Autohaus Jagersberger) gibt es aber noch ein entscheidendes Puzzleteil abseits der Autobranche, das die Kauflust hemmt: „Es wird Politik gegen das Auto gemacht. Man sollte aufhören das Auto zu diskriminieren und aufhören den Individualverkehr weiter zu erschweren.“ Edelsbrunner hofft außerdem, die Elektroprämie noch vor der Wahl sichern zu können – gemeinsam mit der Industriellenvereinigung.

Der Abschied

Landesgremialobmann Klaus Edelsbrunner zieht übrigens den Schlussstrich – gezwungenermaßen. Nach drei Amtsperioden und 17 Jahren ist keine weitere Kandidatur in der Steiermark erlaubt. Er gibt (wenn die Wahl erfolgreich geschlagen wird) den Staffelstab an Kollegen Peter Jagersberger weiter. In der österreichischen Wirtschaftskammer wird Edelsbrunner weiter an der Spitze des Fahrzeughandels stehen.