Die ökonomisch angespannten Zeiten vor allem in der Industrie haben Folge- und Nebenwirkungen auch dort, wo man es nicht gleich erwartet – etwa beim Automaten-Caterer cafe+co. Die schwache Auftragslage in den Betrieben schlägt sich in bescheideneren Portionszahlen nieder, wenngleich das aktuelle Geschäftsjahr (es läuft bis Ende Oktober) deutlich bessere Ergebniszahlen bringen dürfte als das krisenhafte Jahr zuvor.
7,2 Milliarden Portionen
Auch weil man durch Zukäufe von Mitbewerbern gewachsen ist, erklärt der gebürtige Kärntner Fritz Kaltenegger, seit 2017 an der Spitze der cafe+co-Gruppe. Zukäufe in jüngerer Zeit führten dazu, dass man in Bayern jetzt „eine relevante Größe“ sei und in Slowenien „klare Nummer 2 mit 5000 Automaten“. Als „Konjunkturbarometer“ hoffe man auf „Besserung zu Jahresende“ sagt Kaltenegger. Das angestrebte kräftige Wachstum sei derzeit vor allem anorganisch möglich, vor allem in Polen und Deutschland. Derzeit ist cafe+co in neun Ländern Zentral- und Osteuropas tätig, pro Tag werden etwa zwei Millionen Portionen (Getränke oder Sandwiches) verkauft, 7,2 Milliarden sollen es seit der Gründung vor 51 Jahren gewesen sein, rechnet Kaltenegger vor. In der Steiermark und Kärnten sind es übrigens pro Jahr 32 Millionen Portionen, 150 Beschäftigte erwirtschaften in den beiden Bundesländern mit 1800 Kunden knapp 25 Millionen Euro Umsatz.
40 Prozent im Homeoffice
Der Absatzmarkt sei, wie eingangs erwähnt, industrielastig, was bedeutet, dass sich der Anteil der Konsumation in Büros durch den Homeoffice-Anteil in vielen Büros (laut Kaltenegger würden über rund 40 Prozent der Büroangestellten von cafe+co-Kunden von zu Hause aus arbeiten) bereits auf weniger als ein Viertel verdünnt hat. Dabei werde immer öfter in Büros Gratis-Kaffee offeriert, als „Incentive“ für Mitarbeiter. Der Trend gehe insgesamt weg von Instant-Produkten, hin zu gemahlenem Bohnenkaffee. Hier sieht sich der Kaffeeautomaten-Riese durch eine eigene Kaffeerösterei im Vorteil.
Bald 60.000 Automaten
Wobei: Die Nachfrage ändere sich, weg von „nur“ Kaffee, hin zur „Vollversorgung“ aus dem Automaten, mit Kaltgetränken und Snacks. Die eigene Sandwichproduktion in Graz und Linz beschert cafe+co österreichweit Zuwachsraten von 20 bis 25 Prozent pro Jahr. In Summe betreibt cafe+co mehr als 55.000 Geräte und zielt nun auf die Marke von 60.000 Automaten. Zusätzlich betreue man 10.000 Mietgeräte. Dabei kommt wohl das Wirtshaussterben den Automatenbetreibern entgegen. „Oft gibt es in der Nähe von Betrieben keine Gasthäuser mehr“, sagt Kaltenegger, „da sind wir die ersten Ansprechpartner.“ Man sei „dort, wo andere nicht mehr verfügbar sind.“
Ziel: 320 Millionen Euro Umsatz
Damit brüht auch der Umsatz, nicht zuletzt wegen höherer Preise: Von knapp unter 300 Millionen Euro auf erstmals über 300 Millionen im laufenden Geschäftsjahr: Kaltenegger erwartet in der Gruppe einen Umsatz von 320 Millionen Euro. „Wenn die Wirtschaft im vierten Quartal wieder anspringt, wird das Tagesgeschäft auch wieder etwas leichter“, meint Kaltenegger. „Wir sind in freudiger Erwartung eines Aufschwungs“, in der Folge soll auch das Ergebnis steigern.
Europaweit ist cafe+co hinter Selecta, Dallmayr, der italienischen IVS-Gruppe an vierter Stelle.. „Unsere Strategie ist es, in den Ländern, wo wir tätig sind, die Nummer eins zu werden, auch mit Zukäufen“, sagt Kaltenegger. Das größte Wachstumspotenzial sieht er in Polen, aktuell arbeite man auch am Markteintritt in Serbien.
Prognosen mittels Telemetrie
In Österreich arbeiten knapp 600 Personen für cafe+co, in der gesamten Gruppe sind es 2200. Rund 30 Millionen Euro werden pro Jahr investiert, davon fünf Millionen in die technische Aufrüstung der Automaten. Geplant ist, dass alle Geräte Telemetrie-Module erhalten, mit denen die Bestelldaten verarbeitet werden. Mittels Algorithmen können etwa Engpässe und technische Störungen so präzise prognostiziert werden, dass sie behoben werden, ehe sie auftreten. Alle Konsumations- und Maschinendaten werden in den jeweiligen Länderzentralen automatisch ausgelesen, das musste bisher aufwändig manuell passieren.