Der Inflation in den USA flaut spürbar ab und nährt die Hoffnung der Finanzmärkte auf eine Zinswende im September. Die Teuerungsrate sank im Juni überraschend deutlich von 3,3 Prozent im Mai auf 3,0 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Dies ist die niedrigste Inflationsrate im laufenden Jahr.
Befragte Volkswirte hatten mit einem etwas höheren Wert von 3,1 Prozent gerechnet. Und von Mai auf Juni gingen die Preise sogar um 0,1 Prozent zurück. Experten hatten hier einen Zuwachs von 0,1 Prozent erwartet. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der US-Notenbank im September nach den überraschend gut ausgefallenen Daten auf 85 Prozent taxiert, nach rund 70 Prozent vor der Veröffentlichung der Zahlen.
„Die Federal Reserve steht zwar noch nicht Gewehr bei Fuß, um ihren Leitzins bereits am 31. Juli erstmals zu senken. Der Weg für eine Leitzinswende auf der September-Sitzung ist mit den heute veröffentlichten Daten jedoch bereitet“, meint Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Die US-Währungshüter haben auf dem Weg zur Zinswende auch die sogenannte Kernrate im Blick, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Diese Kennziffer sank im Juni überraschend auf 3,3 Prozent. Ökonomen hatten erwartet, dass sich wie im Vormonat eine Zuwachsrate von 3,4 Prozent ergeben würde.
Die Inflationsdaten kamen bei den Investoren gut an. Der DAX und der Euro-Stoxx weiteten ihre knappen Gewinne deutlich aus. Im Plus lagen auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes. Die Investoren griffen auch bei Gold und Staatsanleihen zu. Unter Druck geriet dagegen der Dollar-Index, der um mehr als ein halbes Prozent abrutschte.
Mehr Zuversicht für Zinswende
Die US-Notenbank will laut Fed-Chef Jerome Powell auf dem Weg zu einer Zinswende mehr Zuversicht erlangen, dass sich die Teuerungsrate nachhaltig in Richtung des Zielwerts von zwei Prozent abschwäche. Bei einer Anhörung im Kongress hatte Powell gesagt, dass weitere „gute Daten“ nötig seien, um die Zuversicht zu stärken. Den Leitzins hält die Fed zurzeit in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.
„Die überraschend günstigen Zahlen gehen nicht nur auf Preisrückgänge bei einigen für starke Schwankungen bekannten Gütern wie den Flugreisen zurück, sondern auch bei den normalerweise recht stabilen Mieten ist eine Beruhigung zu sehen“, erklärten die Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner. Damit dürfte sich der Inflationsrückgang aus Sicht der beiden Experten tendenziell fortsetzen: „Eine erste Zinssenkung der Fed ist nur noch eine Frage der Zeit.“
Die US-Zentralbank achtet bei der Inflation besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf persönlichen Ausgaben der US-Konsumenten basiert. Dieses Inflationsmaß - der PCE-Index - wies im Mai eine Jahresteuerungsrate von 2,6 Prozent aus, nach 2,7 Prozent im April. Die PCE-Daten für Juni stehen am 26. Juli an und damit kurz vor der nächsten Fed-Zinssitzung.