In einem – trotz zarter Lichtblicke – nach wie vor schwierigen Konjunkturumfeld für heimische Gewerbe- und Handwerksbetriebe gilt der Handwerkerbonus als „Hoffnungsschimmer“ für die Branche: Der Bonus kann rückwirkend für Arbeitsleistungen ab 1. März 2024 beantragt werden. Ab kommenden Montag, 15. Juli 2024, können nun die Anträge gestellt werden (Informationen unter www.handwerkerbonus.gv.at). Das Interesse ist laut der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk groß: Laut Umfrage sehen demnach drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher (74 Prozent) den Handwerkerbonus als „attraktives Angebot“. 37 Prozent wollen ihn sicher nutzen, weitere 27 Prozent überlegen es sich noch. „Der Handwerkerbonus ist ein Gewinn für die Konsumentinnen und Konsumenten, die sich Geld ersparen und auf Top-Qualität vertrauen können. Er hilft den Betrieben, weil Investitionen vorgezogen werden. Und er rechnet sich auch für den Staat, weil Schwarzarbeit verhindert wird und sich die Maßnahme selbst finanziert“, betont Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.

Was bringt der Bonus, für wen gilt er?

Der Handwerkerbonus bietet die Möglichkeit 20 Prozent der Arbeitskosten bis zu einer Förderhöhe von 2000 Euro heuer und 1500 Euro im nächsten Jahr zurückzuerhalten (Rechnungen sind unbedingt aufzubewahren).

Der Handwerkerbonus gilt rückwirkend für Arbeitsleistungen ab dem 1. März 2024 bis längstens 31. Dezember 2025 und kann ab dem 15. Juli unter handwerkerbonus.gv.at beantragt werden. 

Für die Jahre 2024/25 stehen insgesamt mehr als 300 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung.

Pro Kalenderjahr und Förderwerberin bzw. Förderwerber kann maximal ein Förderantrag gestellt werden (gegebenenfalls mit mehreren Rechnungen).

Unterdessen dürfte sich die wirtschaftliche Situation bei den heimischen Gewerbe- und Handwerksbetrieben nach einem schwachen Jahresauftakt zumindest für einige Bereiche entspannen. Der Ausblick für das dritte Quartal lässt jedenfalls von einer besseren Entwicklung ausgehen, so Scheichlbauer-Schuster. „Die Richtung stimmt, es geht bergauf.“ Scheichelbauer-Schuster schränkt jedoch ein: „Aber wir sind noch nicht über den Berg.“ Wenn es um die Erwartungen zu Auftragseingängen bzw. Umsatzentwicklungen im dritten Quartal geht, sind vor allem konsumnahe Branchen positiv gestimmt: Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen ist bei Friseuren mit 17 Prozent, bei Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure (12 Prozentpunkte) und im Lebensmittelgewerbe (7 Prozentpunkte) relativ hoch. Demgegenüber ist die Stimmung im Holzbau (-36), bei Elektro-, Gebäude, Alarm- und Kommunikationstechniker (-31) sowie im Baugewerbe, bei Hafner, Fliesenleger, Keramiker und Mechatroniker mit jeweils minus 25 Prozentpunkten deutlich schlechter.

Zwar ist für alle Branchen insgesamt der Saldo aus positiven und negativen Auftrags- und Umsatzerwartungen für das dritte Quartal mit minus 9 Prozentpunkten noch immer negativ, aber gegenüber den Vergleichswerten des ersten (-26 Prozentpunkte) und zweiten Quartals (-14 Prozentpunkte) deutlich besser.

Gewinner unter den Branchen

Der Aufschwung bei den konsumnahen Branchen zeichnete sich bereits im zweiten Quartal ab. So erzielten 21 Prozent der in diesen Branchen tätigen Unternehmen steigende Umsätze. Da 22 Prozent jedoch Umsatzeinbußen verbuchten, ergab sich hier dennoch ein Saldo von minus einem Prozentpunkt. Zu den „Gewinnern“ zählten die Branchen Mode und Bekleidungstechnik mit einem Plus von 7 Prozentpunkten, Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure mit sechs Prozentpunkten sowie das Lebensmittelgewerbe mit 4 Prozentpunkten. Demgegenüber deutlich schlechter aus sah es für Personaldienstleister und das Sicherheitsgewerbe sowie für Berufsfotografen mit jeweils minus 19 Prozentpunkten und Mechatroniker mit minus 12 Prozentpunkten.

Investitionsgüternahe Branchen haben die Konjunkturschwäche in den vergangenen Quartalen besonders deutlich zu spüren bekommen. Und in diesen Branchen gibt es noch immer mehr Pessimisten als Optimisten. Allerdings zeichnet sich auch hier eine Besserung ab: Der Auftragsbestand gegenüber dem Vorjahreszeitraum ging um 5,8 Prozent zurück - nach einem Minus von 11,6 Prozent im ersten Quartal. Nachdem die Erwartungen zu den Auftragseingängen im ersten Quartal einen negativen Saldo von 37 Prozentpunkten sowie im zweiten Quartal von 23 Prozentpunkten ergeben hat, verzeichnet das Konjunkturbarometer für das dritte Quartal ein Minus von 15 Zähler, sagte Christine Enichlmayer von der KMU Forschung Austria. Wobei vor allem die Stimmung im Holzbau (-36), und bei den Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechnikern (-31) schlecht ist.

Milliardenschwere Bürokratie-Belastung

Handwerk und Gewerbe bräuchten zudem einen Bürokratieabbau, sagte Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. So binde der Bürokratieaufwand rund 6,6 Prozent der Personalkapazität. 70,9 Prozent der Betriebe klagen, dass die Belastungen durch Bürokratie in den vergangenen drei Jahren zugenommen haben. Mit 8,4 Prozent ist der Anteil bei Dienstleisterinnen und Dienstleistern besonders hoch. Aber auch im Lebensmittelgewerbe müssten 6,2 Prozent der Personalkapazitäten für Bürokratie aufgewendet werden. Zudem müsse sichergestellt werden, dass Unternehmen rechtskonform agieren können, sagte Kainz. Laut Arbeitnehmerschutz müssten Fliesen rutschfest sein, die Hygieneverordnung sieht hingegen glatte Flächen vor, verweist Kainz auf Probleme der Unternehmer.

Aber auch finanziell sei die Bürokratiebelastung hoch: Die Gesamtkosten bezifferte er mit 4,3 Milliarden Euro, also 3,3 Prozent des Gesamtumsatzes von Gewerbe und Handwerk.