Großinsolvenz in der Kärntner E-Mobilitätsbranche: Über die 2018 gegründete EnerCharge GmbH in Kötschach-Mauthen wurde am Montag am Landesgericht Klagenfurt ein Konkursverfahren eröffnet. Die Schulden von EnerCharge betragen 15,17 Millionen Euro. 3,22 davon sind (nachrangige) Verbindlichkeiten aus Gesellschafterdarlehen. Von der Insolvenz sind 97 Dienstnehmer – jeweils rund die Hälfte sind Angestellte bzw. Arbeiter – und rund 125 Gläubiger betroffen, melden KSV 1870 und AKV.

Aus heutiger Sicht seien von Seiten der Schuldnerin keine finanziellen Mittel vorhanden, um einen Sanierungsplan zu finanzieren. Die Schuldnerin beabsichtigt in Absprache mit dem bestellten Insolvenzverwalter Klaus Haslinglehner, das Unternehmen aus der Insolvenz „lebend“ als Ganzes zu verkaufen, damit für die Gläubiger eine höhere Quote erzielt werden könne, heißt es seitens der Gläubigerschützer.

Ladeinfrastruktur für E-Mobilität

Geschäftsführer sind Roland Klauss und Jens Winkler. Gesellschafter sind mit 51,09 Prozent die AAE-Hydro Solar GmbH, mit 15,91 Prozent die SPL Tele Group GmbH, mit 10 Prozent die Ökoenergie Beteiligungs GmbH und mit 23 Prozent die Pfalzwerke AG - Letztere waren erst im März bei EnerCharge eingestiegen, um die Internationalisierung voranzutreiben. Der Gegenstand des Unternehmens ist die Planung, Herstellung und der Vertrieb von Ladeinfrastruktur für E-Mobilität seit der Gründung der AAE-Gruppe 2018. Daneben tritt die Schuldnerin als Lizenzgeberin für die von ihrer entwickelten Technologie auf.

Zwei Standorte

Das innovative Unternehmen hat zwei Standorte: in Kötschach befindet sich die Hauptverwaltung, in Oberlienz sind Forschung und Entwicklung, Fertigung und Versand angesiedelt. EnerCharge konnte vom Jahr 2022 auf das Jahr 2023 den Umsatz verdreifachen. Gleichzeitig seien für 2024 Kundenzusagen avisiert und daher und dafür Personal aufgebaut worden. „Anfang 2024 stellte sich heraus, dass sich die zugesagten Bestellungen nicht schnell genug fixieren ließen, um die Kostenstruktur nachhaltig zu decken. Eine außergerichtliche Restrukturierung der Schuldnerin scheiterte“, heißt es seitens des insolventen Unternehmens.

Die Zahlungsunfähigkeit trat ein, weil aktuell fällige Verbindlichkeiten von 1,9 Millionen Euro nicht bedient werden können, die Liquidität beträgt lediglich eine Million Euro. Die Schuldnerin plante zuerst ein Sanierungsverfahren mit Abschluss eines Sanierungsplanes, jedoch reichten die finanziellen Mittel dafür nicht aus.