Apples Veröffentlichungsmaschinerie läuft weiter wie geschmiert. Zumindest, was die Ankündigungen neuer Produkte betrifft. Nahezu im Monatstakt rattern anstehende kalifornische Innovationen über die globalen Nachrichtenticker. So könnten AirPods mit eingebauter Kamera ebenso bald präsentiert werden, wie eine Apple Watch mit außergewöhnlich großem Bildschirm, heißt es beispielsweise bei Bloombergs Apple-Insider Mark Gurman.

Weil es zugleich bei Kategorien wie dem Smartphone immer schwieriger wird, sich mit Hardware öffentlichkeitswirksam von der Konkurrenz zu unterscheiden, legt der Konzern aus Cupertino dort den Fokus vermehrt auf das Innere der Geräte, die Softwarearchitektur. Wenig verwunderlich stand vor Kurzem eine der alljährlich wichtigsten Präsentationen im Apple-Universum ganz im Zeichen von „Apple Intelligence“, einer Ansammlung neuer Funktionen, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) fußen. Sprach- und Bildwerkzeuge gehören ebenso dazu wie eine, so zumindest das Apple-Versprechen, rundum erneuerte Assistentin Siri.

KI-Suite nur für Premium-iPhones

Wann Nutzerinnen und Nutzer etwas davon haben werden? Nun, bei der Vorstellung hieß es recht schwammig, dass Apple Intelligence erstmals „im Herbst“ verfügbar sein werde. Nur ab dem iPhone 15 Pro, nur in den USA, nur auf Englisch und nur als Testversion – aber immerhin. Mittlerweile soll Apple den Fahrplan präzisiert haben. Mehrere Quellen berichten davon, dass mit der Ausrollung von iOS 18.4. im Frühjahr 2025 die gesamte Service-Palette zur Verfügung stehen soll.

Aber ist das wirklich für alle Nutzerinnen und Nutzer des dann neuen Betriebssystems der Fall? Nein. In der Europäischen Union heißt es erst einmal „Bitte warten“.

„Regulatorische Unsicherheit“

Warum dem so ist? „Regulatorische Unsicherheiten“, hervorgerufen durch ein neues EU-Gesetz, würden die Ausrollung gewisser Funktionen innerhalb der EU-Staaten blockieren, heißt es von Apple lapidar. Viel klarer wird das Unternehmen nicht, welche unumschiffbaren Brocken tatsächlich im Weg liegen würden. Nur so viel: Im Großen und Ganzen fürchte man um die Datensicherheit und den Datenschutz der eigenen User. Deswegen also vorerst kein europäisches Apple Intelligence. Zugleich lässt Apple aber auch andere, neue Funktionen von iOS 18 wie das Bildschirm-Teilen zwischen iPhone und Mac („iPhone mirroring“) in der EU zunächst außen vor.

Der Hintergrund ist freilich glasklar: Ende März trat in der EU der sogenannte Digital Markets Act (DMA) in Kraft. Ein Gesetz, das die Marktmacht bestimmter Digitalkonzerne beschränken will. Sechs Unternehmen – neben Apple sind das auch Alphabet, Amazon, ByteDance, Meta und Microsoft – wurden von der EU-Kommission als „Gatekeeper“ ausgewählt und mit besonderen Verpflichtungen bedacht. Apple machte nie einen Hehl daraus, das Gesetz als unlauteren Frontalangriff zu empfinden. Die Reaktion des Riesen fiel entsprechend trotzig aus. So geriet die notwendige „Öffnung“ der Apple-Welt für externe App-Marktplätze zur Farce.

Milliardenstrafe droht

Die Kommission in Brüssel scheint indes nicht gewillt, sich auf der Nase herumtanzen zu lassen. Im Gegenteil. Offensiv wurde verlautbart, dass Apple eine Strafe in zweistelliger Milliardenhöhe drohe. Und zwar, weil der Konzern gegen den DMA verstoßen würde. Die von Apple vorgenommenen Anpassungen seien unzureichend, heißt es von Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. In Summe würde Apple eine Weiterleitung zu alternativen Anwendungen „nicht in vollem Umfang zulassen“. So hätte etwa keine echte Öffnung der Bezahlwege stattgefunden. Auch Apples „Core Technology Fee“ („Kerntechnologiegebühr“), eine neu erfundene Abgabe für Entwickler bestimmter Apps, ist den europäischen Wettbewerbshütern ein Dorn im Auge.