Die Europäische Union erhebt ab Freitag vorläufige Strafzölle auf Importe von Elektroautos aus China und begründet das mit Wettbewerbsverzerrungen durch hohe staatliche Subventionen in der Volksrepublik. Die Zölle treffen aber nicht nur chinesische Unternehmen, sondern auch in China produzierte E-Autos von westlichen Herstellern, die aus der Volksrepublik nach Europa importiert werden.

Im Folgenden eine Zusammenstellung von Marken und Modellen, die von Zollaufschlägen auf den bisher geltenden Standardsatz von zehn Prozent betroffen sind:

BYD: 17,4 Prozent

BYD hat 2023 zeitweise Volkswagen die Marktführerschaft in China abgenommen. Das Unternehmen, das derzeit als Sponsor der Fußball-Europameisterschaft ins Auge fällt, hat seine Zentrale in Shenzhen. Nach Europa exportiert BYD derzeit unter anderem die SUV-Modelle Atto 3, Seal und Tang sowie den Kompaktwagen Dolphin.

Geely: 19,9 Prozent

Geely wurde 1997 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Hangzhou. Inzwischen gehört das Unternehmen, das einst mit dem Bau von Kühlschränken begonnen hat, zu den weltweit größten Autoherstellern. Für Aufsehen sorgte Geely etwa mit dem Kauf des schwedischen Autobauers Volvo, der seit 2010 zu Geely gehört. Auch Polestar ist Teil des Imperiums von Firmengründer und Mercedes-Großaktionär Li Shufu. In Europa ist Geely zudem mit Autos der Marken Lynk & Co sowie Zeekr vertreten. Dazu kommt eine Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz: Seit 2022 wird der Smart von einem Gemeinschaftsunternehmen in China hergestellt.

SAIC-Gruppe: 37,6 Prozent

Der Volkswagen-Partner ist in Europa mit der Marke MG vertreten und stellt unter anderem den Kompaktwagen MG4 sowie den Kombi MG5 her.

Kooperative Autobauer: 20,8 Prozent

Zu dieser Gruppe gehört unter anderem die chinesische BMW-Tochter, die das SUV iX3 für den weltweiten Export in China herstellt, und Dongfeng, das in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Renault und Nissan den Kleinwagen Dacia Spring produziert. Zu dieser Kategorie zählt auch Great Wall, die in Europa unter anderem Fahrzeuge der Marke Ora aus China anbieten, und Nio. Tesla mit seinem Werk in Shanghai für das Model 3 beantragte frühzeitig eine Sonderprüfung, um einen niedrigeren Zoll zu erreichen.

Unkooperative Unternehmen: 37,6 Prozent

In diese Gruppe fallen neben SAIC alle Unternehmen, die nicht mit der EU-Kommission in der Anti-Dumping-Untersuchung kooperiert haben und erforderliche Angaben schuldig geblieben sind. Dazu gehört auch die BMW-Tochter Mini, welche seit Ende 2023 die Modelle Mini Cooper und Mini Aceman in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Great Wall in China produzieren lässt.

Wifo erwartet keine starken Preissteigerungen

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo rechnet unterdessen nicht damit, dass die vorläufig geltenden EU-Zölle auf chinesische Elektroautos langfristig mit starken Preissteigerungen in Europa einhergehen werden. Die Einfuhren aus China dürften mit einem prognostizierten Minus von 42 Prozent aber deutlich sinken, schreibt das Wifo in einem am Donnerstag veröffentlichten Policy Brief. Hinsichtlich der Preise kommt der Obmann der österreichischen Kfz-Händler in der Wirtschaftskammer, Klaus Edelsbrunner, zu einer ähnlichen Einschätzung: „Die Preise werden wahrscheinlich nicht stark erhöht werden, weil sie (die chinesischen Hersteller, Anm.) ja nach wie vor konkurrenzfähig sein und in den Markt hineindrängen wollen. Also müssen sie natürlich in Zukunft auch mit Kampfpreisen arbeiten“, sagte er am Donnerstag im ORF-Radio.

In China ist man nicht erfreut über die Strafzölle und hat in der Vergangenheit bereits mit möglichen Gegenmaßnahmen gedroht. Im Raum steht etwa die Anwendung von Antidumpingzöllen in Höhe von 50 Prozent auf Schweinefleischlieferungen aus der EU. „Das wäre für Schweinebauern vor allem in Dänemark, Spanien und Deutschland unangenehm. Weil die Exporte aber seit einigen Jahren deutlich sinken, würde diese Maßnahme wohl nur geringe Auswirkungen auf den Wohlstand in der EU haben“, schätzt das Wifo.