Der Kärntner Raiffeisenverband gründete Karnerta vor genau 70 Jahre, seit 25 Jahren gehört das Unternehmen mit Zentrale und Werk im Industriegürtel am Klagenfurter Südring zur Vivatis-Gruppe der RLB Oberösterreich. Mit einem Jahresumsatz von 90 Millionen Euro – Ziel ist laut Geschäftsführer Franz Tremschnig das Knacken der 100-Millionen-Euro-Marke in den nächsten Jahren – zählt Karnerta zu den eher wenig beachteten Größen in Kärnten. Österreichweit werden 255 Mitarbeiter beschäftigt, davon 130 am Standort in Klagenfurt.
Das Geschäftsmodell fußt dabei nicht nur auf der Verarbeitung von knapp 9000 Tonnen Rind-, Schweine-, Hühner- und Putenfleisch. Die Produktion von 4500 Tonnen Teigwaren ist ein zweites wesentliches Standbein. Rund eine Million Teigwaren verlassen täglich das Werk in Klagenfurt. Dazu kommen Fischerzeugnisse unter der Marke „Cernys Fisch“, die das Sortiment abrunden.
Plachutta als großer Abnehmer
Ein Teil der Fleischwaren wird direkt an Endkunden vertrieben – über sechs Fachmärkte in Kärnten, einem im steirischen Murau und einem in Lienz. Zusätzlich verfügt Karnerta über sechs Zweigniederlassungen österreichweit. Rund 4500 Gastro-Kunden „vom Bodensee bis zum Seewinkel im Burgenland“ beziehen ihre Fleischwaren von Karnerta. Damit seien die Kärntner unter den „Top 3“-Anbietern in Österreich. Vor allem der boomende Wiener Tourismus erfreut die Karnerta-Chefs derzeit besonders, so zählt etwa die bekannte Wirtshauskette Plachutta zu den größten Abnehmern der Kärntner.
„Kalibriertes“ Schnitzelfleisch
Der Mangel an Küchenpersonal hat aber auch Konsequenzen für das Karnerta-Angebot: So wird heute etwa Schnitzelfleisch küchenfertig an die Gastronomie geliefert, die Schnitzel werden dabei je nach Bedarf „kalibriert“, erklärt Tremschnig, etwa auf 120 oder 140 Gramm, auf Wunsch bereits paniert. Karnerta liefert auch „Kärntner Burger“ oder vorgebratene Spareribs. Wobei der Trend zu „Convenience“ in der heimischen Gastronomie noch recht gering ausgeprägt sei, betont Tremschnig. Schweine- und Rindfleisch kämen nahezu zur Gänze aus Österreich, Putenfleisch müsse zu einem erheblichen Teil aus Ungarn und Slowenien importiert werden.
Wachsend ist der Bioanteil, etwa bei Teigwaren, dort beträgt er 15 Prozent. Vertrieben werden die vorgekochten Frisch-Teigwaren, etwa Kasnudel, von allen großen Lebensmittelketten unter den jeweiligen Handelsmarken. Der Exportanteil beträgt über 50 Prozent, der größte Absatzmarkt ist die Schweiz. Die hohen Lohnstückkosten und die damit verbundenen Preise in Österreich machten die Ausfuhr nach Deutschland zunehmend schwieriger, erklärt Tremschnig.
Fleischlose Konsumenten
Keine Sorgen bereitet ihm und seinem Co-Geschäftsführer Clemens Lacher, dass vegane bzw. fleischloses Essen zunehmend gefragt sei: „Der Hype ist zweifellos größer als der tatsächliche Konsum, 90 Prozent der Menschen sind Allesesser.“ Was aber zunehme, sei die Gruppe, die weniger Fleisch zu sich nehmen will. Für diese habe man entsprechende Teigwaren im Sortiment. Der Produktionsbereich für Teigwaren in Klagenfurt soll um 15 Prozent erweitert werden, außerdem gebe es Pläne, die Gebäudestruktur insgesamt zu vergrößern. Schwierig sei die Suche nach Lehrlingen, derzeit seien lediglich zwei beschäftigt.