Jetzt stehen sie fest, die Sieger des Primus-VOR-Awards. Mit mehr als 100 Bewerbungen aus ganz Kärnten zeigt allein die Zahl der eingereichten Projekte, wie viele Menschen mit Begeisterung ihr Umfeld noch lebenswerter gestalten wollen. Es war an einer 12-köpfigen fachkundigen Jury unter der Leitung von Roland Murauer (CIMA Österreich) in den sechs Kategorien die Gewinnerprojekte zu bestimmen. Am Dienstagabend wurde die Trophäen während der großen Primus-VOR-Gala, die die Kleine Zeitung gemeinsam mit Partner ausgerichtet hat, im Congress Center Villach vergeben.
In die Preisskulpturen arbeitete die Klagenfurter Produktdesignerin Vivien Grum recycelte Materialien ein, die jede Kategorie repräsentieren: Kupferdraht für Digitalisierung, Papierfasern für Bildung, Kunststoffschnitzel für Nachhaltigkeit, Holzfasern für Baukultur, Zement für Infrastruktur sowie Textilreste für Unternehmerfreundlichkeit. Und wie die Preisverleihung bestätigt, braucht es für so innovative Primus-VOR-Sieger auch einen innovativ gestalteten Award.
Mit Hunderten Sensoren zum Vorreiter
Als 1000-Einwohner-Gemeinde mit einem fünfköpfigen Team zum österreichweiten Spitzenreiter in Sachen Big Data und Internet of Things? Das ist in Neuhaus im Bezirk Völkermarkt in nur drei Jahren mit dem Funknetzwerk „LoRaWAN“ gelungen: 553 Sensoren liefern die Datengrundlage für eine effizientere und effektivere Betriebsführung in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (Wasserzähler, Wassereinspeisungen und Übergabestationen), kommunales Gebäudemanagement (Brandmelder, Heizungssteuerung, Raumsensoren) bis hin zum Energiemanagement (PV- und Notstromversorgungen, Stromsubzähler) sowie beim Winterdienst (Wetterstationen, Schneehöhenmessgeräte, Straßentemperatursensoren). Maßgeblich verbessert wurde die Versorgungssicherheit für Trinkwasser. Künstliche Intelligenz hilft den Wasserverbrauch vorherzusagen, Wasserrohrbrüche können in Rekordzeit erkannt werden. Schon in der Projektphase war Neuhaus dank Kooperationen mit Universitäten, Fachhochschulen sowie Partnern der öffentlichen Hand und aus der Wirtschaft bestens vernetzt. All das brachte den Primus-VOR in der Kategorie Digitalisierung.
Neuer, smarter Stadtteil
Nicht nur Graz hat eine „Smart City“, sondern mit „Hi Harbach“ entwickelt sich auch im Osten von Klagenfurt ein innovativer und nachhaltiger Stadtteil. Um das Projekt – bis 2030 sollen rund 850 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen – zu stemmen, arbeiten Landeswohnbau Kärnten und die Vorstädtische Kleinsiedlungen mit Kärntner Friedenswerk, Diakonie de La Tour und Stadt Klagenfurt zusammen.
Ein innovatives und nachhaltiges Mobilitäts- und Grünraumkonzept soll für hohe Lebensqualität sorgen: Carsharing, Leihfahrräder und großzügige Radabstellflächen treffen auf unterirdische Parkgarage sowie (Schnell-) Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Ebenso zukunftsweisend wird gebaut und gewohnt: mit PV-Anlagen am Dach, Fußbodenheizung und Beschattungssystemen für kühle Räume im Sommer. Wohl das stärkste Argument für das geförderte, gemeinnützige Wohnbauprojekt, an das der Baukultur-Award geht: moderner, erschwinglicher Wohnraum, der durch energieeffiziente und klimaschonende Bauweise für die Zukunft gerüstet ist – ein smarter Stadtteil eben.
Ein Bonus für die gesamte Innenstadt
Der Primus-VOR für Unternehmensfreundlichkeit geht an den „City Bonus“ vom Stadtmarketing Villach. Mit den Bonuspunkten, die Kunden sammeln und bei zukünftigen Einkäufen einlösen können, wird ein Anreiz geboten, der die lokale Wirtschaft stärkt. Der Erfolg gibt Pierre Bechler und seinem Team recht: „Unternehmen und Konsumenten profitieren, gleichzeitig wird die Innenstadt attraktiver.“ Durch die erhöhte Frequenz wird das Zentrum von Villach lebendiger und dem zunehmenden Onlinehandel wird etwas entgegengesetzt.
Mit der Zeit geht man mit dem Bonussystem: Die Punkte können in einer digitalen Wallet am Handy gespeichert und eingelöst werden. Mittlerweile gibt es mehr als 100 teilnehmende Betriebe, die eine breite Palette an Dienstleistungen abdecken. Unternehmen profitieren von der gemeinsamen Vermarktung des Programms durch das Stadtmarketing Villach, was zusätzliche Sichtbarkeit und Reichweite schafft.
Eventzentrum ohne Ruhetag
Vor zwei Jahren eröffnet, ist die Freude an der „artBox“, dem neuen Veranstaltungszentrum in der Marktgemeinde Frantschach-St. Getraud ungebrochen: „Wir wurden im Vorjahr mit insgesamt mehr als 100 Veranstaltungen regelrecht gestürmt.“ In Kombination mit dem Kaffeehaus der Bäckerei „Knusperstube“, mit der der zweigeschossige Kultursaal verbunden ist, zieht es täglich, 365 Tage im Jahr, rund 400 Gäste zum Dorfplatz. Ebenso vielen Personen bietet die „artBox“ für Events von Vereinsfesten und Bällen, über private Feiern bis hin zu Kabarett-Auftritten Platz.
3,4 Millionen Euro wurden investiert, das Land Kärnten förderte den Bau mit 500.000 Euro. Die Vorbereitungen begangen bereits 2015 mit einem Bürgerbeteiligungsprozess. Für das Gesamtkonzept ließen sich Gemeindevertreter und Knusperstube-Geschäftsführer Peter Storfer von Best-Practice-Beispielen in ganz Österreich leiten. Ergänzend wurden Begleitmaßnahmen wie eine öffentliche, barrierefreie WC-Anlage, E-Ladesäulen oder überdachte Radabstellplätze umgesetzt. Für dieses Bündel gab es den Award in der Kategorie Infrastruktur.
Firmengründer der Zukunft
Volksschüler, die auch unternehmerisch denken, das ist die Grundidee des „Junior Mini Company“-Programms, das von der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Kärnten entwickelt wurde. Dabei geht es nicht nur um klassisches Unternehmertums, sondern vielmehr um die Förderung eines besonderen Denkansatzes, der Schülerinnen und Schülern hilft, unternehmerisches Denken bei Umsetzung eigener Ideen zu entwickeln. Dafür vergab die Jury den Primus VOR für Bildung.
In Kraig wurde von 20 Volksschülerinnen und -schülern die erste Junior Mini Company gegründet. Die Geschäftsidee war auch nachhaltig, und zwar hat man sich ans Jeans-Upcycling gemacht. Entstanden sind Taschen und weitere Accessoires, die dann im Zuge der Wintersportartikelbörse auch verkauft wurden. Im fächerübergreifenden Unterricht erhielten sie Einblicke in Unternehmertum und Wirtschaftswelt – und vielleicht einen Anstoß, später einmal im Berufsleben wirklich eine eigene Firma zu gründen. Viele weitere Schulprojekte sollen folgen.
Nicht nur bei Blackout ein Leuchtturm
Als Energiezentrale dient in Wolfsberg der Wirtschaftshof neben dem normalen Betrieb mit rund 70 Mitarbeitern im Katastrophenfall oder bei einem Blackout als Leuchtturm in der Region. In der Einsatzzentrale der Stadtgemeinde wurde dafür eine unabhängige Strom- und Wasserversorgung geschaffen. Mit Photovoltaikanlagen samt E-Speicher, einem Blockheizkraftwerk sowie einem Biomassekessel wird dabei nur auf erneuerbare Energieträger gesetzt. Ein großer Teil der Biomasse kommt aus den eigenen Wäldern. Die erzeugte Energie lädt einerseits den Speicher und wird andererseits direkt verbraucht. Abgedeckt wird weit mehr als der Eigenbedarf am Wirtschaftshof. Sommer wie Winter profitieren zudem 40 Mitglieder von der gebildeten erneuerbaren Energiegemeinschaft. Überschüssiger Sonnenstrom kann in anderen Gemeindegebäuden wie dem Rathaus verbraucht werden können. Damit siegte man in der Kategorie Nachhaltigkeit.