Dreimal so teuer wie vor einem Jahr ist Kakao. Der Preis für Rohkakao ist in den vergangenen Monaten steil nach oben geschossen. An der Kakaobörse in New York kostet eine Tonne Kakaobohnen aktuell 7400 Dollar (rund 6920 Euro), im März waren es zeitweise über 10.000 Dollar. Grund ist eine sehr schlechte Ernte in den beiden Hauptanbauländern, der Elfenbeinküste und Ghana in Westafrika.
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie erklärt auf AFP-Anfrage, er sei „sehr besorgt“ – hinsichtlich des Preises und hinsichtlich der Verfügbarkeit dieses „entscheidenden Rohstoffs für Schokolade“. Wie einzelne Hersteller darauf reagieren, könne und dürfe der Verband aber nicht sagen.
Allerdings: Zwischen der Kakaoernte etwa in Ghana und der Auslieferung eines Schokoriegels im Handel in Deutschland liegt eine lange Zeit. Die großen Hersteller von Produkten, die Kakao enthalten, haben meist langfristige Verträge mit festen Preisen abgeschlossen. Nestlé-Chef Ulf Schneider etwa sagte im April, sein Konzern sei daher „für den Rest des Jahres weitgehend abgesichert“. Zudem ist der Anteil des Rohkakaopreises in den meisten Produkten relativ gering.
„So viel haben wir noch nie bekommen“
Der Süßwarenverband erklärt: „Von großer Bedeutung“ für die weitere Entwicklung werde sein, wie die Haupternte im Herbst ausfällt. Bevor die Hersteller die Preise anheben, die schon wegen der hohen Inflation gestiegen sind, werden sie aber wohl eher zu versteckten Preiserhöhungen greifen: die Rezeptur ändern oder bei gleichem Preis die Menge reduzieren. „Diese Preise sind historisch, so viel haben wir noch nie bekommen“, sagt der Chef des Verbands der Kakaoexporteure in Ecuador, Ivan Ontaneda. Ecuador ist der weltweit drittgrößte Produzent mit rund 420.000 Tonnen pro Jahr. Kakaobäuerin Julia Avellan erzählt, sie bekomme für 45 Kilogramm jetzt 420 Dollar – vor dem Preissprung waren es 60 Dollar. „Erstmals denke ich nicht mehr darüber nach aufzuhören.“
In der Elfenbeinküste und in Ghana ist die Lage für die Landwirte aktuell schlechter: Hier legen die Regierungen den Preis fest. Trotz einer Erhöhung um 50 Prozent lag er im April bei 2.300 bis 2.500 Dollar pro Tonne - und damit weit unter dem Weltmarktpreis. Bei fallenden Preisen sind die Kakaobauern andererseits abgesichert. Der aktuelle Preisboom könnte dazu führen, dass die Anbaufläche weltweit stark wächst und in drei bis fünf Jahren, wenn neu angepflanzte Sträucher geerntet werden können, die Preise nach unten rauschen.
„Die Schmuggler machen ein nettes Geschäft“
Die Unternehmen, die Kakaobohnen zu Kakaobutter oder Kakaopulver verarbeiten, sitzen nicht in den Anbauländern. Die großen heißen Barry Callebaut in der Schweiz, Cargill in den USA und Olam in Singapur. Sie haben sich ebenfalls mit langfristigen Verträgen abgesichert. Doch da die Mengen knapp sind, müssen sie für einen Teil des benötigten Rohstoffs doch die hohen Preise zahlen. Barry Callebaut etwa berichtete im April, das Unternehmen habe mehr Mittel aus seinen Reserven nutzen müssen, um Bohnen zu kaufen. Das Unternehmen versicherte gleichzeitig, es habe genug Kakao, um die Nachfrage zu bedienen.
Rohstoffexperte Steve Wateridge von Tropical Research Services ist sich außerdem sicher: „Die Schmuggler machen ein nettes Geschäft.“ Sie könnten die Bohnen in der Elfenbeinküste und Ghana preisgünstig einkaufen und dann auf dem freien Markt in Togo, Guinea, Liberia oder Sierra Leone teuer verkaufen.