Eigentlich schlug die Biotechnologin Sabine Herlitschka (58) eine wissenschaftliche Karriere ein, die sie als Vizerektorin in die Chefetage der Medizinischen Universität Graz führte. 2011 stieg sie dann „quer“ in den Vorstand der Österreich-Tochter von Infineon ein – ein Glücksfall für den Halbleiterkonzern, der in verschiedenen Disziplinen von Villach aus weltmarkführend agiert.

Fast zehn Milliarden Chips verlassen pro Jahr die Kärntner Halbleiterfabrik, dazu kommen Forschungsstandorte in Graz, Klagenfurt, Linz, Innsbruck und Wien. Vielfältig wie Herlitschkas Laufbahn ist auch ihr Engagement, das über die Führung eines Tech-Riesen mit knapp 6000 Mitarbeitern weit hinausreicht. Die gebürtige Deutsche, die erst kürzlich in ihr elftes Jahr als Vorstandsvorsitzende eintrat, bringt sich nicht nur interessenpolitisch als Vize-Präsidentin in der Industriellenvereinigung (IV) ein. Federführend tritt sie etwa als Mitbegründerin einer Initiative bekannter Persönlichkeiten für mehr „Grips“ in der Politik ein. Zu oft stünde dort Ideologie über Sachorientierung und Konflikt über Konsens.

Verantwortlich für Milliarden

Der „Grips“ Herlitschkas, die mit ihrer Expertise europaweit gefragt ist, ist jetzt auch in der Staatsholding Öbag gefragt. Die Beteiligungsgesellschaft managt die Anteile des Staates an so einträglichen Riesen wie Post AG, Telekom, OMV und Casinos Austria. Heute soll die Top-Managerin in das Aufsichtsgremium der Öbag, die zu 100 Prozent der Republik gehört, gewählt werden. Als CEO verantwortet sie bereits jetzt einen 5,6-Milliarden-Euro schweren Konzern – ein mehr als ausreichender Kompetenzbeleg, um über die Geschicke der unternehmerischen Kronjuwelen der Republik mitzuentscheiden. Auch ihr enormes Wissen um die Herausforderungen der Halbleiterindustrie, ohne die große Zukunftsthemen wie KI, Energiewende und Digitalisierung nicht zu bewältigen sind, wird der Öbag zugutekommen.