„Bis Ende des Jahres erwarten wir drei weitere Leerstände. Und die bisherigen verwaisten Auslagen sind beschmutzt, verklebt - einfach peinlich.“ Elke Basler zeichnet kein schönes Bild von der Spittaler Innenstadt. Als Bezirksstellenleiterin der Wirtschaftskammer schmerzt sie der Verlust an Handelsfläche in der City und damit die Abnahme an Lebensqualität. Zuletzt habe sie ein Tourist mitten in der Spittaler Innenstadt gefragt, wo genau die Spittaler Innenstadt sei. „Bei uns ist es zehn Minuten nach zwölf.“
Ein ähnliches Bild zeigt sich in den anderen Kärntner Bezirksstädten, allen voran Klagenfurt und Villach. Eine aktuelle Studie des Standortberaters Roland Murauer (Cima, Linz) belegt den Abstieg des Innenstadthandels. Zwar sind zuletzt sowohl in Klagenfurt als auch in Villach die Einzelhandelsumsätze gestiegen, „aber Klagenfurt hat seit 2010 79 Millionen Euro an Kaufkraftabfluss an den Onlinehandel verloren, Villach seit 2016 50,8 Millionen“. Die Flächenproduktivität des Kärntner Innenstadthandels ist laut Murauer im Österreich-Vergleich viel zu niedrig. In Klagenfurt, das mit 3,8 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner „Spitzenreiter“ in Österreich ist, beträgt sie 4210 Euro pro Quadratmeter, in Villach 2850 Euro pro Quadratmeter. „Dünne Luft“, sagt der Experte und zieht den Vergleich mit der Innenstadt von Wels. Wels hat mit 64.000 ähnlich viele Einwohner wie Villach - und eine Flächenproduktivität von 4300 Euro pro Quadratmeter.
Und schließlich das Aufblähen der Peripherie auf Kosten der Innenstädte. „In Villach hat die Peripherie seit 2010 um 40 Prozent an Handelsfläche zugenommen“, hat Murauer errechnet. Auch das übermäßige Sprießen von „peripheren Multi Use-Centern“, wie etwa an Shoppingfläche gekoppelte Ärztezentren, tun den Innenstädten nicht gut. „Sie gehören vermieden“, sagt Murauer und er hat noch weitere Handlungsempfehlungen, die da lauten: neue Kundenbindungs-Systeme, Ladendesign-Offensiven, Marketing in Oberitalien und Slowenien, themenspezifische Abend- und Nachtmärkte, mehr Begrünung und Beschattung. Das Standortmarketing in Villach hält Murauer für „zu brav und zu bieder“. „Villach könnte sich als Genusskompetenzzentrum in Alpe-Adria-Raum positionieren.“
Harte Kost also, mit der Herwig Draxler von der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer aber schon gerechnet hat. Draxler hatte Unternehmer aus dem Bezirken zu einer Innenstadt-Belebungs-Konferenz geladen. Auch er sagt: „Wir werden nicht umhinkommen, in den Kärntner Innenstädten wieder einen Nutzungsmix samt sozialer Infrastruktur und Wohnflächen zu schaffen. Neben Investitionsförderungen für Vermieter und Ansiedelungsförderungen gehören laut ihm Pop-up-Stores ebenso dazu wie öffentliche Schließfächer, um die Einkäufe zwischenzuparken.
Für eben diese Einkäufe gibt es aber immer weniger Gelegenheit. „Auch bei uns ziehen weitere Händler ab. Es gibt auch Gerüchte, dass die Billa-Filiale in der Innenstadt schließt“, sagt Walter Sabitzer, Obmann der Wirtschaftskammer St. Veit. St. Veit leidet laut Sabitzer nicht nur am strengen Ensemble- bzw. Denkmalschutz, sondern auch unter seiner Fußgängerzone, „die keine ist, weil keine Fußgänger da sind“. Die St. Veiter Altstadt gehöre „für Autos wieder geöffnet, damit Chancengleichheit besteht mit den Händlern außerhalb, bei denen man parken kann“.
In Feldkirchen wird das bekannte Modehaus Nimo im Herbst zusperren. Der Käufer ist kein Einheimischer - er wird das Geschäft wohl leer stehen lassen.