Im Insolvenzverfahren um die Österreich-Tochter des US-Elektroauto-Start-ups Fisker hat am Dienstag die erste Berichts- und Prüfungstagsatzung am Zivillandesgericht in Graz stattgefunden. Bis zum Ende der Anmeldefrist am 11. Juni wurden 161 nunmehr überprüfte Forderungen angemeldet: Insgesamt wurden Forderungen in der Höhe von mehr als 1,16 Milliarden Euro angemeldet, wovon 10,92 Millionen Euro anerkannt wurden, Forderungen über 1,15 Milliarden Euro werden somit bestritten.
Das Unternehmen wollte ursprünglich 40.000 Autos pro Jahr von Magna in Graz produzieren lassen, doch wurde nur ein Viertel davon gebaut. Magna hatte die Produktion bereits vor der Insolvenz des Unternehmens gestoppt.
Insolvenzforderungen werden wohl weiter bestritten
Es sei laut den Kreditschützern von KSV1870, AKV und Creditreform nun davon auszugehen, dass der größte Teil der Insolvenzforderungen weiter bestritten bleibt und es sei auch nicht auszuschließen, dass noch weitere Forderungen angemeldet werden. Hinzu komme, dass auch die US-amerikanische Mutter- und Großmuttergesellschaften Insolvenzanträge eingebracht haben. Da wurden Restrukturierungsverfahren beantragt. Darüber hinaus wurden mit Stand 21. Juni weitere 58 Forderungen im Gesamtausmaß von 590,8 Millionen Euro angemeldet, diese wurden aber aufgrund der Komplexität und des Umfangs des Verfahrens noch nicht geprüft, so der KSV1870.
Mehrere Teilbereiche geschlossen
Seit der Insolvenz wurden bei der österreichischen Tochter mehrere Teilbereiche, und zwar „Sales und Services Wien“, „Backoffice“ sowie „Qualitätssicherung und Integration“, insolvenzgerichtlich geschlossen, wodurch erhebliche Einsparungen erreicht werden konnten, hieß es seitens des AKV. Von den ursprünglich bei Verfahrenseröffnung beschäftigten 47 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern sind derzeit nur mehr 20 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.
Fisker Österreich strebt weiterhin eine Sanierung an, die nach wie vor durch den Einstieg eines Investors gelingen soll. Entsprechende Gespräche würden derzeit stattfinden. Die Erfüllbarkeit des Sanierungsplanes wird wesentlich davon abhängen, ob ein Investor gefunden werden kann. Die Sanierungsbestrebungen der Fisker GmbH seien damit nach wie vor aufrecht. Der Planvorschlag lautet auf eine Quote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplanes. „Die Angemessenheit und Erfüllbarkeit des angebotenen Sanierungsplans wird vor der Abstimmungstagsatzung am 8. August noch einer detaillierten Überprüfung zu unterziehen sein“, sagte Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Insolvenz Graz beim KSV1870.
In der Vorwoche hatte – nachdem Verhandlungen mit einem großen Autobauer gescheitert waren –, auch der Mutterkonzern Fisker Inc Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Am Freitag hatte der Anwalt des Unternehmens bekannt gegeben, dass Fisker wohl auf eine Liquidation zusteuere. Grund sei der Streit zweier Gläubigergruppen über die Reihenfolge der Auszahlung der verbliebenen Vermögenswerte, sagte Fiskers Anwalt Brian Resnick am Freitag bei einer Anhörung vor dem Konkursgericht in Wilmington. Ursprünglich hatte das Unternehmen erklärt, es werde sich um zusätzliche Finanzmittel bemühen und den „reduzierten Betrieb“ fortsetzen. Das Unternehmen gehe nun nicht mehr davon aus, Finanzmittel erhalten zu können, sagte Resnick. Der Tesla-Rivale plane deshalb, seine Vermögenswerte zu veräußern. Es sei eine vorläufige Vereinbarung mit einem einzigen Käufer für alle 4300 Fahrzeuge getroffen worden. Fisker schuldet zwei Gruppen von Gläubigern über 850 Millionen Dollar (792,98 Mio. Euro).