Nach einem dank hoher Zinseinnahmen sehr erfolgreichen Jahr 2023 für die heimischen Banken – es steht ein Rekordgewinn in Höhe von 14 Milliarden Euro zu Buche – warnt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für heuer wieder vor steigenden Kreditrisiken und vor dadurch erhöhtem Druck auf die Profitabilität der Institute. Das sei zum einen geopolitischen Faktoren geschuldet, zum anderen aber auch einem Anstieg bei den Kreditausfällen durch Insolvenzen, höhere Refinanzierungskosten sowie eine schwächere Nachfrage nach Wohnkrediten. Das Bankensystem befinde sich an einem Wendepunkt.

Bereits im Vorjahr habe die steigende Zahl an Insolvenzen zu höheren Kreditausfällen geführt, schreibt die OeNB und verweist auf ihren aktuellen „Financial Stability Report“. Der Trend habe sich auch zu Beginn des heurigen Jahres fortgesetzt. Besonders der Markt für Gewerbeimmobilienkredite sei von stärkeren Ausfällen betroffen.

OeNB widerspricht Immobilienwirtschaft

Bei Wohnbaufinanzierungen habe indessen aufgrund höherer Zinsen die Nachfrage nachgelassen. Systemische Risiken seien aber mit der Einführung der strengeren Kreditvergaberegeln in dem Bereich (KIM-VO) „effektiv adressiert“ worden, so die Nationalbank. Die Vergabestandards hätten sich seit der Einführung der Maßnahmen deutlich verbessert.

Wie mehrfach berichtet, wird dies im Bankensektor und in der Immobilienbranche teils völlig konträr gesehen. Der Bundessprecher der österreichischen Immobilienwirtschaft, Gerald Gollenz, forderte zuletzt im Interview mit der Kleinen Zeitung den sofortigen Stopp der KIM-Verordnung. Sie sei hauptverantwortlich dafür, dass es im privaten Wohnungsneubau zum Stillstand gekommen ist.

Dieser Darstellung widerspricht die OeNB am Montag aber deutlich. „Die Tatsache, dass ein großer Teil der verfügbaren Ausnahmekontingente ungenutzt blieb, deutet darauf hin, dass der Rückgang des Kreditvolumens primär von gestiegenen Zinsen, hohen Baukosten und allgemeiner Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen getrieben war.“

Sparer haben Geld umgeschichtet

Die Institute müssen im Immobiliensektor weiterhin für nachhaltige Vergabestandards bei Wohnkrediten sorgen und sich auf höhere Risikogewichte bei Gewerbeimmobilienkrediten vorbereiten, so die OeNB weiter.

Auf der Kostenseite sieht die OeNB höhere Refinanzierungskosten für die Banken, da Sparerinnen und Sparer ihre Einlagen vermehrt von Sicht- auf Termineinlagen umgeschichtet hätten. Zudem würden die hohen Lohnabschlüsse die Sachkosten erhöhen. Banken müssten daher verstärkt für Kostendisziplin sorgen, rät die Notenbank.

Zudem empfiehlt die OeNB den Banken die Absicherung ihrer Kapitalausstattung und Zurückhaltung bei Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen.