Im steirischen Eisenerz hat 1966 die Geschichte des Familienunternehmens Wutscher begonnen. Mittlerweile umfasst die Optikerkette 110 Filialen in ganz Österreich, in denen rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind. Diese Entwicklung von einem obersteirischen Augenoptiker zu einer österreichweiten Kette hat vor allem Fritz Wutscher, der seit 46 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2000 das Ruder von seinem Vater übernommen hat, vorangetrieben. Nun steht eine Staffelübergabe im an, denn Fritz Wutscher bleibt zwar Eigentümer, übergibt aber die operative Geschäftsführung an seine Kinder. Alexandra Wutscher-Hold und Fritz Wutscher jr. werden als Doppelspitze das „Tagesgeschäft“ leiten.

„Mutig, aber nicht übermütig“

„Es ist der ideale Zeitpunkt, weil das Unternehmen, das bis jetzt eine Personengesellschaft war, nun zu einer Kapitalgesellschaft wird. Und meine Vision war immer, ein prosperierende, schuldenfreie Firma auf Wachstumskurs zu übergeben“, sagt der Firmenchef. Sowohl die 36-jährige Tochter als auch der 32-jährige Sohn sind bereits gut eingearbeitet, denn beide sind seit 16 Jahren im Unternehmen tätigt. Der Vater gibt ihnen einen Fünf-Jahres-Plan mit auf den Weg, auf dem unter anderem weitere Expansion steht. „Unser Ziel ist, dass jeder Kunde in höchstens 30 Minuten eine unserer Filialen erreichen kann“, sagt Alexandra Wutscher-Hold. In vielen Bundesländern ist dieser Anspruch bereits erfüllt, in Vorarlberg und Oberösterreich noch nicht ganz. „Mutig, aber nicht übermütig“, sei die Devise für die nächsten Jahre, betont Fritz Wutscher. Demnach plant das Familienunternehmen derzeit auch noch keine Filialen in den Nachbarländern, obwohl internationale Lieferanten bereits signalisiert haben, dass das Wutscher-Konzept auch in Ländern wie Deutschland gute Chancen hätte.

Bewerbungen von Teams

Innerhalb der österreichischen Grenzen plant sehen!Wutscher nicht nur eine Steigerung der Filialzahlen, sondern will auch das Geschäftsfeld Hörgeräte weiter ausbauen. Etwa ein Viertel der Standorte bietet neben Sehhilfen auch Hörgeräte. „Aufgrund der Kundennachfrage wollen wir aufs Hören noch mehr Fokus legen“, sagt Fritz Wutscher jr.. Ein wesentlicher Eckpfeiler bei der Expansion seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unter dem Titel „Nicht ohne mein Team“ hat das Unternehmen eine Recruitingkampagne gestartet. Bis zu 25-köpfige Teams können sich bewerben, für die sogar eine eigene Filiale errichtet werden kann. „Wir bieten eine gute Ausbildung, setzen als Familienunternehmen auf wertschätzenden Umgang und sorgen für Aufstiegsmöglichkeiten“, sagt Alexandra Wutscher-Hold. Damit sei man gegenüber Konzern-Ketten im Vorteil und könne daher über Mitarbeitermangel nicht klagen.

Bei Bereichen wie Liefersystemen und Rechnungslegung schöpft Wutscher alle Digitalisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen aus. Auch KI-Anwendungen kommen bereits zum Einsatz, um administrative Aufgaben zu reduzieren, damit mehr Zeit für die Kundenberatung bleibt. Wie Fritz Wutscher jr. ausführt, werde im Sinne eines Omni-Channel-Verkaufs ebenfalls ein Online-Brillenkauf geboten. Doch um die Qualität sicherzustellen, sei eine Brillen-Anpassung in der Filiale empfohlen.

„Fokussiert sein, sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, starke Kundensicht und hohe Bereitschaft, eine Extrameile zu gehen“, nennt Wutscher-Hold als Werte, die ihr und ihrem Bruder vom Vater mitgegeben wurden und die das Geschwister-Duo weiter hochhalten will. Doch selbst im Hause Wutscher lässt man auch die Arbeit hin und wieder ruhen. Fritz Wutscher verrät: „Wir haben in unserer Familienverfassung festgeschrieben, dass im Privaten – etwa bei gemeinsamen Urlauben – nicht über das Unternehmen gesprochen wird.“