Viele Volkswirte rechnen bis Ende 2024 mit zwei Zinssenkungen der EZB. Dabei sehen die Experten kleine Schritte im Umfang von je einem Viertelprozentpunkt, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Reuters-Erhebung unter Ökonomen hervorgeht. Demnach gehen 64 von 81 Befragten (79 Prozent) davon aus, dass die EZB noch im September und im Dezember die Zinsen senkt. Dadurch würde der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz zum Jahresende bei 3,25 Prozent liegen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Anfang Juni die Kurswende vollzogen und erstmals seit September 2019 die Zinsschraube gelockert. Der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,75 Prozent nach unten gesetzt. An diesem Zinssatz orientieren sich alle weiteren wichtigen Zinssätze. Zum weiteren Vorgehen in diesem Jahr hielt sich die EZB aber bedeckt. Eine hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor in der 20-Länder-Gemeinschaft und ein kräftiges Lohnwachstum zu Jahresbeginn stimmten sie vorsichtig. Die Inflation im Währungsraum war im Mai auf 2,6 Prozent gestiegen – von 2,4 Prozent im April. Zielmarke der EZB sind 2,0 Prozent.

In der Umfrage waren zudem 36 von 41 Volkswirten der Auffassung, dass es eher wahrscheinlich sei, dass heuer weniger als die mehrheitlich erwarteten zwei Zinsschritte erfolgen werden als mehr. Am Finanzmarkt wird derzeit bis zum Jahresende mit einem bis maximal zwei weiteren Zinssenkungen gerechnet.