Die intensive Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte Österreichs Wirtschaftsleistung deutlich anheben. Oder aber ermöglichen, mit wesentlich weniger Arbeitsstunden die gleiche Wirtschaftsleistung zu erbringen, zeigt eine am Montag veröffentlichte Studie des Economica-Instituts von Christian Helmenstein. Jedenfalls werde die Arbeit wesentlich produktiver, dieser Zuwachs könnte gesellschaftlich aufgeteilt werden – in Freizeit oder höhere Einkommen, so Helmenstein.
In rund zehn Jahren könnte die Wirtschaftsleistung, gemessen als Wertschöpfung, mit voller Nutzung der KI um 18 Prozent höher liegen, als wenn KI nur auf dem aktuellen Niveau angewendet wird, so die Berechnung des Economica-Instituts im Auftrag von Microsoft und Accenture. Das wären im Jahr etwa „70 Milliarden Euro mehr Wohlstand“. Wobei Helmenstein betont, konservativ zu rechnen – etwa künftigen Verbesserungen bei KI außer Acht zu lassen.
Die Nutzung von KI schlägt vor allem bei der benötigten Arbeitszeit durch: 2,24 Milliarden Stunden, knapp ein Drittel der 2023 geleisteten sieben Milliarden Arbeitsstunden, würden „freigegeben“. Das würde sich aber nicht in höherer Arbeitslosigkeit niederschlagen, erwartet Helmenstein und verweist auf die vielen Pensionierungen und die sinkende durchschnittliche Arbeitszeit.
Würde Sozialpartnern wieder Verteilungsspielräume eröffnen
Auch Microsoft-Österreich-Chef Hermann Erlach rechnet nicht mit erhöhter Arbeitslosigkeit aufgrund der KI-Nutzung. Allerdings würden Mitarbeiter, die KI nutzen, jene verdrängen, die das nicht könnten. Es werde aber künftig mehr darum gehen, genug – gut ausgebildete - Mitarbeitende zu finden, als dass es zu mehr Arbeitslosigkeit kommen sollte. „Die ersten Zahlen, die wir zur Arbeitsproduktivität sehen, machen mehr Hoffnung als Angst“, so Erlach.
Die Produktivität pro Mitarbeiter sei zuletzt kaum mehr gestiegen. Eine deutliche Produktivitätssteigerung würde den Sozialpartnern wieder Verteilungsspielräume eröffnen, die es jüngst nicht mehr gab. Allerdings werde sich die Gesellschaft entscheiden müssen, ob damit die alternde Bevölkerung unterstützt wird, oder ob die arbeitende Bevölkerung mehr Freizeit bekommt, sagt Helmenstein. Durch KI-bedingte Produktivitätssteigerungen werde nicht beides zugleich ohne Wohlstandsverlust finanzierbar sein.
Erst elf Prozent der heimischen Firmen nutzen KI intensiv
Erlach und Patricia Neumann, Siemens-Österreich-Chefin und Präsidentin der Internet Offensive Österreich, warben in der gemeinsamen Pressekonferenz in Wien für einen „offenen Zugang zu KI“. Erst elf Prozent der heimischen Firmen nutzen KI intensiv, für einen Aufholprozess sei auch die politische Unterstützung nötig, sagte Neumann, die sich nach der Wahl ein Digitalisierungsstaatssekretariat im Bundeskanzleramt wünscht. Das Thema KI müsse „Chefsache bleiben“.