Es geschah in der Nacht auf Sonntag, gegen 3 Uhr Ortszeit. Auf einer Landstraße im steirischen St. Martin am Wöllmißberg (Bezirk Voitsberg) kam ein 19-Jähriger mit seinem Auto von der Straße ab, prallte gegen einen Baum und zog sich dabei schwerste Kopfverletzungen zu. Selbst konnte er keine Hilfskräfte mehr verständigen. Dass trotzdem kurz darauf Einsatzkräfte am Unfallort waren – und dadurch sehr wahrscheinlich sein Leben retteten –, verdankt der Steirer seinem Smartphone.
Dessen Unfallerkennung interpretierte die Situation richtig, schickte automatisiert einen Notruf ab und setzte so die Rettungskette in Bewegung.
Seit 2022 eine Standardeinstellung
Tatsächlich ist diese Form der automatischen Unfallerkennung erst seit Ende 2022 eine Standardfunktion bei iPhones. Zumindest, wenn Nutzerinnen und Nutzer ein iPhone 14 oder ein noch neueres Gerät besitzen. In den iOS-Einstellungen findet sich der Dienst unter „Notruf SOS“ und „Nach schwerem Unfall anrufen“. Dort gibt es übrigens auch die Möglichkeit, das Service zu deaktivieren. Gewissermaßen eine aus der Vergangenheit resultierende Option, fiel der Notruf-Dienst doch zu Beginn mit Ungenauigkeiten auf. Vor allem auf Skipisten. Die dort vorherrschenden Fliehkräfte, auch bei harmlosen Stürzen, interpretierten die Algorithmen zunächst häufig fehlerhaft.
Technisch basiert die Funktionalität aus dem Zusammenspiel eines Beschleunigungs- mit einem Gyrosensor. Während der eine besonders schnelles Abbremsen oder Anfahren misst, erkennt der andere spezielle Rotationen, wenn sich etwa die Position eines Autos auf unorthodoxe Weise ändert.
Will das Gerät schließlich einen schweren Unfall registriert haben, poppt ein Hinweis auf und ein Euro-Notruf (112) wird eingeleitet. Brechen Userinnen und User den Vorgang nicht binnen 20 Sekunden ab, kommt es tatsächlich zum digitalen Hilfeschrei. Gibt es am Unfallort weder Internet- noch Mobilfunk-Verbindung, versucht das iPhone den Notruf gar via Satellitenkommunikation abzusetzen. Zusätzlich werden optional jene Menschen, die zuvor als Notfallkontakte definiert wurden, per SMS in Kenntnis gesetzt.
Android: Das Pixel allein auf weiter Flur
Auch in der Welt der Android-Smartphones gibt es die Form der automatischen Unfallerkennung. Allerdings ist sie vorerst exklusiv für Googles Pixel-Smartphones (seit dem Pixel 4) vorbehalten. Zugleich finden sich viele Hinweise, dass Samsung den Dienst für seine Galaxy-Reihe bald nachziehen könnte.