Die Wiener Börse hat am letzten Tag der Börsenwoche deutliche Kursverluste verbucht. Der heimische Leitindex ATX knüpfte damit an die deutlichen Vortagesverluste an und rutschte um 1,93 Prozent auf 3.534,45 Einheiten ab. Der breiter gefasste ATX Prime fiel um 1,83 Prozent auf 1.774,85 Zähler. Das gesamte europäische Börsenumfeld zeigte sich schwächer, politische Unsicherheiten in Frankreich sorgten für Unruhe an den Finanzmärkten. Der Euro-Stoxx-50 hielt nach Handelsschluss 1,95 Prozent tiefer bei 4.839,14 Punkten. Er verlor auf Wochensicht rund 4,2 Prozent. Der deutsche DAX fiel um 1,44 Prozent auf 18.002,02 Zähler. Damit hielt er sich denkbar knapp über der Marke von 18.000 Punkten, unter die er zeitweise erstmals seit 6 Wochen gerutscht war. Der Wochenverlust von 3 Prozent war der höchste seit August vergangenen Jahres.
Der britische FTSE-100 sank 0,21 Prozent auf 8.146,86 Punkte. Stark nach unten ging es an der Pariser Börse. Der französische CAC-40-Index büßte 2,66 Prozent auf 7.503,27 Punkte ein.
Anlegerinnen und Anleger fürchten, dass aus den von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ausgerufenen Parlamentswahlen die rechtsextreme und europakritische Partei von Marine Le Pen als Siegerin hervorgehen könnte. Die politische Unsicherheit in der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU führe dazu, dass Investoren derzeit die Finger von französischen Aktien ließen, kommentierte Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades die Verluste. Hinzu kommen die Spannungen mit China. „Der Schreck über einen potenziellen Handelsstreit zwischen der EU und China scheint bei den Investoren tief zu sitzen“, sagte Marktexperte Andreas Lipkow.
Französische Großbanken unter Druck
Die Sorge vor einem Sieg der rechtspopulistischen Rassemblement National (RN)verschreckt die Aktienanleger in Paris – unter Druck standen vor allem die Kurse von französischen Großbanken wie Societe Generale, BNP Paribas und Credit Agricole. Anleger sind laut Börsianern in Sorge, dass es bei einer Regierungsübernahme des RN zu einer Staatsschuldenkrise kommen könnte. Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire warnte davor, dass das Land im Zuge Neuwahlen in eine Finanzkrise schlittern könnte.
Sollte die RF tatsächlich als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgehen, hätte das auch laut Finanzexperten Konsequenzen: „Dies dürfte den Reformkurs Frankreichs in einer ohnehin angespannten Haushaltslage deutlich erschweren. Größere Reform- und Sparanstrengungen dürften dann ausbleiben. Damit droht Frankreich eine weitere Ratingherabstufung“, schreibt die Helaba.
Die schwache Branchenstimmung der französischen Finanzwerte schwappte auch nach Wien über, Bankaktien wurden verkauft: Erste Group und BAWAG führten die Liste der Kursverlierer mit einem Minus von 3,3 Prozent an. Auch Raiffeisen Bank International verloren satte 2,7 Prozent.