Die Zahl der milchviehhaltenden Betriebe in Kärnten verringert sich weiter. Hatte die Kärntnermilch im Jahr 1995 noch 2400 Lieferanten, sind es aktuell nur noch 903. Gleichzeitig setzt die Teuerung der 1928 gegründeten Kärntner Traditionsmolkerei zu - bei steigender Preissensibilität der Kunden im Supermarkt, wo immer mehr zu Eigenmarken-Milchprodukten und auch Milchersatzprodukten wie Hafer- oder Sojadrinks greifen.
Es kam, wie es kommen musste. Das Geschäftsjahr 2023 hat die Genossenschaft mit einem leichten Umsatzminus auf 120,7 Millionen Euro abgeschlossen. Ihren Lieferanten zahlte die Kärntnermilch 2023 durchschnittlich 48 Cent netto pro Kilo für konventionelle, gentechnikfreie Milch. Als Zuschlag für Bio-Wiesenmilch wurden 8,9 Cent bezahlt. Die Exportquote sank um fünf auf 27 Prozent. Übrig blieb ein äußerst bescheidener - aber immerhin positiver - Bilanzerfolg von knapp 235.000 Euro.
„Alle haben unterschrieben“
Doch das 200-Mitarbeiter Unternehmen aus Spittal/Drau ist nicht nur für seine Beständigkeit, sondern auch für seine intelligente Nachhaltigkeitsstrategie bekannt. Die neueste Maßnahme ist auch eine Verhaltensregel, die sich die Genossenschafter auferlegt haben. Dienlich ist sie nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Kühe und ihre Kunden. Sie nennt sich „Tierwohl plus“ und wird von der AMA geprüft und mit einem Gütesiegel versehen, das demnächst alle Kärntnermilch-Produkte zieren wird. Konkret heißt das: mehr Bewegung für die Tiere an mindestens 120 Tagen im Jahr auf der Weide, auf der Alm oder im Stall; verpflichtende Scheuermöglichkeiten (etwa Kratzbürsten) für die Tiere; häufigere Kontrollen; besseres Futter ohne Palmöl. Molkereigeschäftsführer Helmut Petschar setzt darauf, dass das „die flächendeckende Milchproduktion im Berggebiet“ sichert. „70 Prozent unserer Betriebe arbeiten noch mit Kombinationshaltung, wobei die Tiere im Winter im Stall angehängt werden“, ergänzt Albert Petschar als Genossenschaftsobmann. Er ist stolz, dass ausnahmslos alle Bauern für das neue Gütesiegel unterschrieben haben, sorgt sich aber nichtsdestotrotz um die Milchviehhaltung in den Bergregionen: „Es wird zukünftig eine Art Ökopunktesystem geben müssen, das nicht von Flächen abhängig ist“.
Mehr als 2,8 Millionen Euro hat die Kärntnermilch im Vorjahr investiert - unter anderem in einen Tank, eine Räucheranlage und eine PV-Anlage am Dach, die aber nur zehn Prozent des Energiebedarfs abdeckt. Die Molkerei braucht für die Verarbeitung von 116 Millionen Kilogramm Rohmilch (2023) 15 Millionen Kilowattstunden Strom und zehn Millionen Kilowattstunden Gas. Sie hat sich daher zum Bau eines Biomassekraftwerkes direkt hinter dem Molkereigelände - die Fläche ist in ihrem Besitz - entschlossen. „Es wird unseren Gasbedarf vollständig ersetzen und spätestens Anfang 2027 in Betrieb gehen“, sagt Geschäftsführer Petschar. Im Herbst 2024 wird außerdem ein Notstromaggregat in Betrieb genommen - als Absicherung gegen ein mögliches Blackout.