Im (Online-)Handel und im Bankensektor ist es schon lange üblich, Kundentypisierungen vorzunehmen, um maßgeschneiderte Produkte verkaufen zu können. Auch die Tourismusbranche lebt ein gutes Stück davon, dass sie ihre Gäste immer besser kennt. Je nach Herkunftsmarkt sind Bedürfnisse verschieden. Die Kärnten Werbung bearbeitet aktuell elf Gästetypen bzw. Nationen – ein „Ländermatch“ der Gäste, bei dem Kärnten das Ziel hat, „Marktanteile zu gewinnen und Wachstumspotenziale auszuschöpfen“, so Kärnten-Werbung-Chef Klaus Ehrenbrandtner.

Zwar stammt ein hoher Anteil der Kärnten-Urlauber aus den Nahmärkten Österreich, Bayern und Baden-Württemberg – 2023 waren es 54 Prozent der Übernachtungen. Aber „die Internationalisierung der Herkunftsstruktur gewinnt an Relevanz“. Falls ein Markt ausfällt oder schwächelt, kann ein anderer „eingewechselt“ werden. Hier die „Aufstellung“ mit den Erkenntnissen der Marktbearbeiter.

Die deutschen Gäste kommen nach Kärnten zu 78 Prozent im Sommer, zu 22 Prozent im Winter. Sie werden gerne „bevorzugt, aber nicht übertrieben behandelt“. Sie schätzen Gastfreundschaft und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie mögen gutes und gesundes Essen. Der deutsche Gast freut sich, wenn man ihn mit dem Namen anspricht.

Der Brite legt Wert auf Gemütlichkeit und Authentizität. Er zahlt gerne bargeldlos, schätzt Höflichkeit und Small Talk. Auch im Kärnten-Urlaub schätzen die Briten Schwarztee – morgens, nachmittags und abends. Regenwetter nehmen sie, wie man sie kennt, gelassen.

Die italienischen Gäste sind einerseits am kulturellen Geschehen, andererseits an Erlebnissen in der Natur interessiert. Der gastronomische Aspekt ist wichtig: Neben dem Geschmack geht es auch um die Herkunft der Zutaten. Italiener essen später als die Österreicher. Die rund 322.000 Übernachtungen aus diesem Markt generiert Kärnten zu fast 70 Prozent in der Sommersaison.

Für Schweizer ist es ein Zeichen von Wertschätzung, sich beim Namen zu nennen. Kärnten lukrierte aus der Schweiz zuletzt knapp 150.000 Nächtigungen – 80 Prozent davon im Sommer. Ein „Spieler“, den Kärnten aufbauen möchte: Seit 2024 ist die Kärnten Werbung am Schweizer Markt wieder aktiv.

Belgische Gäste wollen gerne ihren Tisch im hoteleigenen Speisesaal selbst auswählen. „Bitte weisen Sie Ihre belgischen Gäste nicht an, an einem Tisch mit Niederländern zu sitzen“, heißt es aus der Marktanalyse. Belgische Gäste kommen großteils aus Flandern. „Also sprechen Sie Ihren Gast nicht automatisch auf Französisch an.“ Belgien ist bekannt für seine hohe Dichte an Firmenwägen, die aufgrund von Steuervorteilen mittlerweile nur noch elektrisch sind. E-Ladestationen also sind nicht nur bei der Anreise, sondern auch am Urlaubsort und direkt bei der Unterkunft gefragt.

Niederländer schätzen in „Karinthie“ die „Gezelligheid“, also eine gemütliche, urige, freundliche Atmosphäre. Sie reden gerne über das Wetter und mögen regionale Produkte. Das Wort „Holland“ sollte vermieden werden, da es nur zwei der zwölf niederländischen Provinzen bezeichnet. Kartenzahlungen sind sogar bei Kleinstbeträgen gängig. Der Appetit der Niederländer auf vegane Speisen steigt.

In Polen wächst die Mittelschicht – und die ist reisefreudig. Der Pole kommt gerne mit dem eigenen Auto und urlaubt hochwertig: in Vier- oder Fünfsternehotels. Lieber verkürzt er den (Kärnten-)Urlaub, als dass er an Qualität spart. Polen als „Osteuropa“ zu bezeichnen, ist ein No-Go – die Polen sehen sich als Mitteleuropäer.

Die tschechischen Gäste gehören zu den aktivsten und sportlichsten Urlaubern, schätzen aber auch die Gemütlichkeit in Kärnten bzw. „Korutany“. Sie sprechen gut Englisch, viele auch Deutsch, freuen sich aber dennoch über ein paar (Begrüßungs-)Worte in der Landessprache, wie zum Beispiel das tschechische Hallo „Ahoj“.

Ungarn ist für Kärnten bzw. „Karintia“ – nach Tschechien und vor Polen – das zweitstärkste Herkunftsland aus Zentral- und Osteuropa. Und auch für die Ungarn gilt der Urlaub nach Eigenheim und Auto als wichtigstes Statussymbol. Der ungarische Gast bucht kurzfristig.

Die Slowakei erzielte als Herkunftsmarkt in Kärnten bzw. „Korutansko“ zuletzt Rekordergebnisse, allerdings auf niedrigem Niveau. Chancen tun sich hier im Hinblick auf den Semmering-Basistunnel und die Koralmbahn auf, die die Bahnanreise aus Bratislava & Co extrem verkürzen werden.

Für Gäste aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Österreich generell ein beliebtes Reiseziel. Sie gelten als wohlhabend, haben starkes Interesse an einem gesunden Lebensstil und allem, was sich auf ihr Aussehen positiv auswirkt. Daher boomt Gesundheitstourismus – etwa Fastenkuren. Informationen holen sie sich aus Social Media, etwa Snapchat, WhatsApp, Instagram und YouTube. Seit 2019 können Frauen auch ohne männliche Begleitung reisen, womit sich eine neue Zielgruppe ergibt: Ladys- und Babymoon-Trips. Im arabischen Raum ist es üblich, sich mit Kleinigkeiten zu beschenken. Daher schätzen sie auch als Kärnten-Urlauber kleine Willkommensgeschenke wie Welcome Drinks oder Süßigkeiten am Zimmer. Weiters mögen sie Frühstücksangebote bis Mittag und Rückzugsmöglichkeiten für Gebete (mit ausgewiesener Himmelsausrichtung).