Währungshüter der EZB halten trotz der jüngsten Rückschläge bei der Eindämmung der Inflation den rückläufigen Trend für intakt. Trotz des Aufs und Abs bei den monatlichen Daten bleibe die Europäische Zentralbank (EZB) auf Kurs, ihr Stabilitätsziel von zwei Prozent Teuerung im kommenden Jahr zu erreichen, sagte Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau am Dienstag auf einer Finanzkonferenz in Paris.
Die Monatszahlen zur Inflation schwankten aufgrund des Basiseffekts beim Vergleich der Energiepreisdaten. „Dieses Rauschen hat nicht viel Bedeutung“, sagte Villeroy. Ratskollege Olli Rehn verwies auf Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung.
Die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft stieg im Mai auf 2,6 Prozent, nachdem sie im April bei 2,4 Prozent gelegen war. Es war der erste Anstieg seit Jahresbeginn. Energie verteuerte sich um 0,3 Prozent - nach einem Rückgang im April um 0,6 Prozent. Anlass zur Sorge gab zuletzt, dass sich die Inflation im Dienstleistungsbereich als besonders hartnäckig erweist. Im Mai nahm die Teuerung bei den Dienstleistungen sogar von 3,7 Prozent im April auf 4,1 Prozent zu. Die EZB erwartet dennoch, dass die Inflation 2025 wieder zur Notenbank-Zielmarke von 2 Prozent zurückkehren wird.
„Ohne externen Schock“
„Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass wir die Inflation ohne einen externen Schock bis nächstes Jahr wieder zurückbringen werden zu unserem Zwei-Prozent-Ziel und dass wir dies eher mit einer sanften als mit einer harten Landung erreichen werden“, sagte Villeroy. Der französische Notenbanker bekräftigte, die EZB solle bei weiteren Zinssenkungen schrittweise vorgehen. Sie habe auf diesem Kurs noch einen erheblichen Spielraum, bis die Zinsen wieder ein Niveau erreichten, das die Wirtschaft nicht mehr bremse.
Die EZB hatte in der vergangenen Woche die Kurswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsschraube gelockert. Eine weitere Senkung bereits auf der nächsten Zinssitzung am 18. Juli gilt aber als unwahrscheinlich.
Abwärtsbewegung abgeschwächt
Finnlands Notenbankchef Rehn rief dazu auf, bei der Inflationsentwicklung auf das Gesamtbild zu achten. Es sei wichtig, den Wald nicht vor lauter Bäumen aus dem Auge zu verlieren, erklärte er in einer Mitteilung. „Bei der Zurückführung der Inflation auf das Zielniveau sind seit September 2023 erhebliche Fortschritte erzielt worden.“ Seitdem die EZB damals zum letzten Mal die Zinsen erhöht habe, sei die Teuerungsrate im Euroraum um 2,5 Punkte gesunken. Auch wenn sich die Abwärtsbewegung in den jüngsten Monaten etwas abgeschwächt habe, werde die Inflation im Laufe des kommenden Jahres zur Zielmarke zurückkehren, sollte es zu keinen neuen Schocks kommen oder Löhne unerwartet wachsen.