Der Klimawandel bedeutet für die heimische Versicherungswirtschaft steigende Schadenshöhen, die gegenwärtig auf fast eine Milliarde Euro jährlich angewachsen sind. Stoppen könne man diese Entwicklung kurzfristig nicht, sagte Klaus Scheitegel, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes VVO am Freitag bei einem Medientermin, aber besser damit umgehen könne man – beispielsweise mit der Gefahrenkarte HORA, die mit einem weiteren Feature ausgestattet wurde.
Bereits vor Jahren HORA als digitale Gefahrenkarte für Naturkatastrophen freigeschaltet. Laut Scheitegel soll das Online-Portal für ein gesteigertes Bewusstseins bei der Bevölkerung sorgen, wie auch zur Eigenvorsorge anregen. Seit dem Vorjahr gibt es mit HORA 3D nun die Option „realistische Flutszenarien“ zu visualisieren. Die Darstellung zeigt etwa, wie sehr ein Haus von Hochwasser betroffen ist, erläuterte Scheitegel. Damit habe man einen Überblick, wo man sich im Eigenheim beim Eintrittsfall selbst am besten aufhalten sollte, oder wo man Wertsachen idealerweise lagert.
Die Gefahrenkarte HORA
„Nicht nur Schäden bei Hab und Gut“
VVO-Generalsekretär Christian Eltner ortete in Österreich bei der persönlichen Naturkatastrophen-Prävention jedenfalls noch Nachholbedarf. Die öffentliche Hand wie auch die Blaulichtorganisationen seien im Europavergleich hingegen gut aufgestellt, so Eltner, der an die zuletzt erfolgte Schadensreduktion durch den mobilen Hochwasserschutz erinnerte. Starkregen-Ereignisse würden jedenfalls insgesamt zunehmen und selbst in Wien die Keller inzwischen füllen. Hier könnten beispielsweise von den Einzelnen ebenfalls durch relativ einfache Maßnahmen die Schadensauswirkungen reduziert werden. Insgesamt würden Vorhersage und Ausmaß von Extremwetterereignissen in Österreich immer schwieriger.
Der Wettermoderator und Meteorologe Marcus Wadsak erinnerte daran, dass „in einer wärmeren Atmosphäre Starkregenereignisse öfter und extremer“ werden – und diese gibt es in Österreich mit einem Temperaturanstieg, der doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt ausgefallen sei. „Wir reden nicht nur von Schäden bei Hab und Gut“, der Klimawandel bedrohe auch unser Leben, warnte Wadsak.
Appell an die Regierung: Versicherungslösung nötig
Nachdem die Auswirkungen der Klimakrise immer deutlicher werden, werden vom VVO auch für 2024 Rekordsummen bei den Schäden erwartet, die sich seit dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 verdreifacht hätten. Der Klimawandel habe so auch ein „Preisschild“, sagte VVO-Generalsekretär Eltner. Gefordert wurde daher erneut die Integration der Naturkatastrophendeckung in die bestehende Feuerversicherung, wie dies etwa beispielsweise in Belgien der Fall sei. Denn es gehe bei Versicherungen ums Volumen - viele Personen zahlen ein, damit wenige eine Leistung zurück bekommen – und daher appelliere der VVO an Regierung und Entscheidungsträger, eine „breit aufgestellte Versicherungslösung“ zu etablieren.