Der Chef der weltweit fünftgrößten Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, kann sich zum Erreichen der Klimaziele auch Atomantriebe für seine Containerschiffe vorstellen. „Atomreaktoren haben gewisses Potenzial, weil sie zur Dekarbonisierung einen wichtigen Beitrag leisten können“, sagte der 57-Jährige dem „Spiegel“.
Wahrscheinlich sei es von den Kosten auch akzeptabel und die Schiffe könnten auch wieder etwas schneller fahren. „Ich bin der Meinung, dass man das nicht ausschließen sollte, ehe man es nicht gründlich untersucht hat.“
Dekarbonisierung: Flotte fährt langsamer
Hapag-Lloyd strebt eine vollständige Dekarbonisierung bis 2045 an. Um Treibstoffkosten und die CO₂-Emissionen zu senken, fahre die Flotte bereits seit mehr als eineinhalb Jahren im Schnitt 1,0 bis 1,5 Knoten langsamer, hatte Habben Jansen zuletzt gesagt. Bisher konzentrierte sich die Reederei zudem auf die Erforschung und Beschaffung von „grünen“ Kraftstoffen wie „grünem“ Methanol.
„Moderne nukleare Flüssigsalzreaktoren sind nicht vergleichbar mit so großen Anlagen wie denen auf militärischen Flugzeugträgern“, sagte Habben Jansen dem „Spiegel“. Bis man wisse, ob ein Atomantrieb tatsächlich eine realistische Option sei, könne es aber noch lange dauern. „Vielleicht wissen wir es auch erst nächstes Jahrzehnt.“
Hapag-Lloyd verfügt nach eigenen Angaben über 266 Containerschiffe und ein Transportvolumen von jährlich 11,9 Millionen Standardcontainern (TEU). Größer sind nur die Containerreedereien MSC aus der Schweiz, Maersk aus Dänemark, CMA/CGM aus Frankreich sowie Cosco aus China. Relativ dicht hinter Hapag-Lloyd liegen die singapurische Containerreederei One sowie die taiwanesische Reederei Evergreen.