Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 50.000 Beschäftigten der chemischen Industrie endete auch die mittlerweile sechste Verhandlungsrunde ohne Einigung, berichtete die Verhandlungsleiter der Gewerkschaften PRO-GE und GPA, Alfred Artmäuer und Günther Gallistl, Donnerstagabend in einer Aussendung. Nun soll es zu Warnstreiks kommen. Auf Arbeitgeberseite warnte Verhandlungsleiter Berthold Stöger vor Deindustrialisierung.

Die Gewerkschafter kritisierten, dass die Arbeitgeber sich bei ihrem Angebot gerade einmal im Zehntelprozent-Bereich bewegt hätten. Die angebotenen Lohn- und Gehaltserhöhungen lägen damit immer noch weit unter der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate, wurde kritisiert. „Wie bereits angekündigt, werden wir daher ab morgen die Arbeit in den Betrieben für zweistündige Warnstreiks niederlegen“, kündigten die Gewerkschafter an.

Die nächste Verhandlung findet am 17. Juni statt. „Wir werden selbstverständlich die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen auch weiter steigern, wenn in der nächsten Runde kein Abschluss zustande kommt“, warnten Artmäuer und Gallistl.

„Gar kein Verständnis mehr“

Arbeitgebervertreter Stöger vom Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) zeigte hingegen „so gar kein Verständnis mehr“ für die aus seiner Sicht nach wie vor überzogene Forderung der Arbeitnehmervertretung. „Da weigert sich jemand, die Zeichen der Zeit zu erkennen und an die Zukunft der Branche zu denken“, so der Wirtschaftsvertreter laut einer Aussendung: „Es braucht von Seiten der Gewerkschaft mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche.“

Stögers Appell an die Arbeitnehmervertretung: „Begreift endlich, was auf dem Spiel steht. Weitere Kostennachteile im internationalen Wettbewerb befeuern die Deindustrialisierung, also die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich. Und wer einmal weg ist, kommt in der Regel nicht mehr zurück.“