Bei den KV-Verhandlungen der Chemische Industrie mit ihren rund 50.000 Beschäftigten haben die Gewerkschaften vor der sechsten Runde am heutigen Donnerstag den Druck erhöht. Denn das letzte Angebot der Arbeitgeber „lag immer noch deutlich unter der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate“, kritisierten die Verhandler von GPA und PRO-GE in einer Aussendung. Man habe Geduld bewiesen, doch ohne Abschluss sei diese zu Ende – und es komme zu Warnstreiks.

„Das Ziel lautet, einen Abschluss über der rollierenden Inflation zu erzielen“, so Alfred Artmäuer (PRO-GE) und Günther Gallistl (GPA). Als Verhandlungsbasis in der Frühjahrslohnrunde gelten 6,8 Prozent Jahresinflation. „Wir haben sehr lange Geduld bewiesen, aber irgendwann erreicht auch die ihr Ende. Wenn morgen kein Abschluss zustande kommt, werden wir Warnstreiks einleiten“, kündigten beide Gewerkschafter an.

Arbeitgeber fordern mehr Verständnis für die wirtschaftliche Lage

Die Arbeitgeber hatten von der Gewerkschaft zuletzt mehr Verständnis für die wirtschaftliche Situation der Branche eingefordert. „Weder Drohungen noch öffentliche Betriebsrätekonferenzen bringen uns in der derzeitigen Situation weiter. Tatsache ist, dass die Arbeitnehmervertretung mit überzogenen Lohn- und Gehaltsforderungen in die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag für die chemische Industrie Österreichs geht“, kritisierte Berthold Stöger, Verhandlungsleiter im Fachverband der Chemischen Industrie, nach der gescheiterten fünften KV-Runde. „Die Abgeltung der außergewöhnlich hohen Inflation kann kein Automatismus sein. Wir können nur das verteilen, was vorher in den Betrieben erwirtschaftet wurde.“ Er rechnete vor, dass es im Vorjahr einen Produktionsrückgang von 10,4 Prozent gegeben habe – und auch die Prognosen der Wirtschaftsforscher würden von „Gegenwind“ sprechen. Dieser werde Österreichs Wirtschaft 2024 nahe an der Stagnation halten.