Dunkle Wolken sind über der heimischen Solarbranche aufgezogen und haben in der Branche zu einer harten Landung nach einem von der Energiekrise ausgelösten Photovoltaik-Höhenflug geführt. Wie berichtet, sind mittlerweile einige Unternehmen in Turbulenzen geraten. Energetica in Liebenfels hat Ende 2023 Insolvenz angemeldet und wurde im März 2024 aufgrund fehlender Aufträge endgültig geschlossen. Aktuell ist Masseverwalter Ferdinand Lanker mit der Verwertung der Liegenschaft befasst. Zuletzt musste der oberösterreichische Technologiekonzern Fronius 350 Beschäftigte abbauen. Und in Niederösterreich mussten vor wenigen Tagen gleich mehrere Firmen von „suntastic.solar“ Insolvenz anmelden.
Das Unternehmen Sonnenkraft, das Produktionsstandorte in Kärnten und in der Steiermark betreibt, bekommt die aktuelle Krise ebenfalls zu spüren. „Demnach Europa seinen Markt im Gegensatz zu Indien, der Türkei und den USA nicht mit Zöllen schützt, sind wir mit Überkapazitäten von den großen asiatischen Herstellern regelrecht überschwemmt worden“, sagt Sonnenkraft-Geschäftsführer Peter Prasser. Niemand könne Standardmodule in Europa angesichts der chinesischen Dumpingpreise, bei denen es einen 70-prozentigen Preisverfall gegeben habe, wettbewerbsfähig produzieren. Das gelte auch für Sonnenkraft, das in Österreich fertigt. Deshalb habe man die Produktion von Standardmodulen vor rund zehn Monaten nahezu eingestellt. Bei der Anzahl der Mitarbeiter ist man mit 170 Beschäftigten in Wies und in St. Veit auf Winterniveau geblieben. Hat also nicht mit Start der warmen Jahreszeit aufgestockt wie sonst.
Photovoltaik trotz Denkmalschutz
„Unser Rezept als Sonnenkraft ist die Nische“, sagt Prasser. Das Unternehmen habe sich auf Überdachungssysteme, Fassadensystemen und Zaäune und Balkongeländer mit Sonnengläsern spezialisiert. Großes Potenzial haben die von Sonnenkraft gefertigten transparente Parkplatzüberdachungen, die etwa vor Supermärkten die Kunden vor der Witterung schützen und gleichzeitig Strom produzieren. In diesem Bereich arbeitet man unter anderem auch mit dem Schwesterunternehmen GreenOnetec zusammen, dessen Firmengründer Robert Kanduth über seine Privatstiftung 20 Prozent an Sonnenkraft hält. Erfolgreich sei man auch mit Strom- und Wasserspeichern. Bisher galten PV-Module und denkmalgeschützte Dächer historischer Gebäude als unvereinbar. Doch auch für diesen Bereich hat Sonnenkraft, das unter anderem auch auf dem Stadttheater Klagenfurt eine PV-Anlage installiert hat, mit einer Produktentwicklung eine Lösung gefunden, die sogar strenge Denkmalschützer überzeugt. Sowohl in Wien als auch in Friesach wurden solche Module bereits installiert.
Vor zehn Monaten seien die Wolken über der Branche, die sich der Sonne verschrieben hat, aufgezogen und laut Prassers Einschätzung werde noch ein weiterer Winter zum Durchtauchen sein. Doch er betont: „Die Zukunft ist trotzdem sonnig, denn der mehrjährige Trend passt und wir sind bei der Nachfrage auf hohem Niveau, was man angesichts der aktuellen Delle nicht vergessen darf.“
Erste Lichtblicke
Ein Lichtblick zeigt sich derzeit übrigens bereits. Denn in Italien können Steuersparmodelle nur in Anspruch genommen werden, wenn ausschließlich europäische Module verwendet werden. Erste Aufträge aus dem Nachbarland konnte Sonnenkraft, das vor allem in Österreich, der Schweiz und zunehmend in Deutschland tätigt ist, bereits an Land ziehen. Gerüstet ist man für weitere und auch technisch ist man vorbereitet. In Wies wurde um 8,5 Millionen Euro eine neue Produktionslinie installiert und in Kärnten werden aktuell 0,5 Millionen Euro investiert.
Prasser hätte sich vor allem in der vergangenen Monaten mehr Initiative von der heimischen Politik gewünscht, um die PV-Produktion hierzulande zu erhalten. „Denn ohne Produktion gibt es keine Innovation“, sagt er. Am Freitag hat nun die Bundespolitik – wenn auch spät – reagiert, um mit einem „Made in Europe“- Förderbonus den Druck, der auf der europäischen PV-Industrie lastet, zu mindern.