Es sei „unverständlich, dass Kärnten von den ÖBB immer wieder hinausgetröstet wird“, ärgert sich Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl. „Die Investitionen ins Logistikzentrum Fürnitz müssen jetzt passieren, der Wettbewerb in Italien, Slowenien und Kroatien schläft nicht“, warnt Mandl vor „fatalen Verzögerungen“.

Wie wichtig ein schneller Ausbau der Bahn-Güterlogistik wäre, ließen die Wirtschaftskammer und Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica untersuchen. Studienleiter Christoph Schneider rät, die einzigartige geografische Lage Kärntens zu verwerten. Fürnitz könnte internationale Bedeutung als Logistikstandort gewinnen, während der Güterbahnhof Kühnsdorf Potenzial als regionaler Verkehrsknotenpunkt habe.

Verlagerung auf die Schiene

Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene bleibe in Kärnten trotz zweier internationaler Achsen – dem Westbalkan-Korridor (Phyrn/Tauernachse) und der Baltisch-Adriatischen Achse (Koralmbahn) – weit unter den Möglichkeiten. 840.000 Tonnen Güter könnten bis 2030 auf die Schiene verlagert werden, sollte in Fürnitz und Kühnsdorf investiert werden, so Schneider. Das Wirtschaftswachstum im Zentralraum bleibe wegen fehlender Güterbahnhöfe bereits jetzt um 40 Prozent unter seinen Möglichkeiten. Schneider: „Regionen mit Güterterminals wachsen stärker.“

Absichtserklärung der ÖBB

Rückblende: Ende Februar des Jahres einigte sich Kärnten mit den ÖBB in einem „Memorandum of Understanding“ auf einen Ausbau des Logistikterminals in Fürnitz um 72,8 Millionen Euro bis 2029, insgesamt würden 166,2 Millionen Euro investiert. Von einem „klaren Commitment, dass wir investitionsbereit sind, Schritt für Schritt“, sprach ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä im Interview mit der Kleinen Zeitung. „Investiert wird auf jeden Fall in die Planung.“ Das wäre freilich nur ein Bruchteil der Summe, zwei Millionen Euro.

Ein Henne-Ei-Problem

Das Kernproblem: Der bestehende, in die Jahre gekommene Terminal in Fürnitz sei aktuell nur zu 50 Prozent ausgelastet. Im Februar hieß es seitens des Landes, mit den ÖBB sei die Zeitachse „vertraglich abgesichert“ worden, die Bahn prüfe das Vorziehen der Investitionen, vorausgesetzt, „der Standort und damit das Aufkommen an Gütern würden wachsen“. Nicht wenige sehen darin ein Henne-Ei-Thema – wie soll der Standort wachsen, ohne dass investiert wird? Ökonom Schneider ortet jedenfalls einen „akuten Bedarf nach einem modernen Terminal im unterversorgten Kärnten“.

„Schneller auf die Reise kommen“

Schuschnig spricht nun von einem „Mindestzeitplan“, der mit den ÖBB vereinbart worden sei, und drängt auf Tempo. Mandl wird noch klarer: „Mir sind Investitionen 2026/2027 zu spät, Fürnitz muss schneller auf die Reise kommen“, sonst fahre „der Zug durch Kärnten durch“. In Kühnsdorf müsse die Betreibergesellschaft aus regionalen Unternehmern das Projekt nun auch umsetzen, appellieren Schuschnig und Mandl. Das Land habe die Weichen gestellt. In Kühnsdorf seien für die Erhaltung und den Ausbau des Verladebahnhofs Investitionen von 5,8 Millionen Euro vorgesehen, 1,85 Millionen Euro stammen vom Land Kärnten für den Ankauf.