Beim oberösterreichischen Technologiekonzern Fronius mit Sitz in Pettenbach (Bezirk Kirchdorf) müssen 350 Mitarbeiter gehen. Am Dienstag wurden die Betroffenen – bevor die Anzeige an das AMS ging – informiert. Es trifft vor allem Beschäftigte am Standort Sattledt. Als Grund nannte das Unternehmen die „aktuelle Solarkrise“ mit dem „anhaltend schwachen Absatz in der Business Unit Solar Energy“.
Schon Ende 2023 hatte Fronius Schichten gestrichen und sich von Leasingarbeitern getrennt. Für 1300 Beschäftigte der Solarfertigung wurde für 2024 innerbetriebliche Kurzarbeit eingeführt. In den ersten beiden Quartalen 2024 habe sich die Lage weiter zugespitzt, da eine Erholung des Solar-Marktes nicht eingetreten sei, hieß es weiter. CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß geht davon aus, dass mit der Kündigung der 350 Beschäftigten die Personalkosten ausreichend gesenkt werden und keine weiteren anstehen.
Auf zu viel Nachfrage folgt zu wenig
Zuerst hatten noch Lieferkettenprobleme und der PV-Boom, ausgelöst durch die Energiekrise als Folge des Kriegs Russlands gegen die Ukraine, dazu geführt, dass das Familienunternehmen nicht so viel liefern konnte wie bestellt. Daher wurden 2022 und 2023 rund 420 Millionen Euro in den Ausbau der Fertigungslinien an den Standorten Sattledt und Krumau investiert und 2000 neue Mitarbeiter eingestellt.
Jetzt seien aber die Lager der Großhändler und Installateure voll und deren Bestände würden deutlich langsamer als angenommen abgebaut, führte die CEO aus. Die Prognosen hätten nicht gehalten, gesunkene Energiekosten sowie Unsicherheiten bei den Förderungen hätten mit dazu geführt, dass der PV-Anlagenzubau in Österreich um 30 bis 40 Prozent niedriger sei als 2023. In Deutschland habe sich der Markt von Aufdach-Anlagen sogar halbiert, so Engelbrechtsmüller-Strauß weiter.
Europas Industrie kämpft
Hinzu komme das Problem, mit dem die gesamte europäische Solarindustrie zu kämpfen habe: „Dumpingpreise von Herstellern aus China, die den europäischen Markt mit Produkten teilweise unter Herstellungskosten überschwemmt haben“. Die europäische Politik habe immer noch nicht bzw. nicht entschlossen genug auf diese Wettbewerbsverzerrungen reagiert. „Dieses Versäumnis führt zu einem Wettbewerbsnachteil, der sich nun leider auch bei Fronius auf die Beschäftigung auswirkt“, hieß es seitens des Unternehmens.
Das Technologieunternehmen Fronius, das 1945 vom Großvater der heutigen CEO als Ein-Mann-Betrieb gegründet worden war, hat 2023 ca. 1,6 Milliarden Euro (2022: 1,2 Milliarden Euro) umgesetzt und beschäftigt rund 8.000 Mitarbeiter. Das Geschäft stützt sich auf drei recht ungleich große Pfeiler: Der Solarbereich macht etwa 60 Prozent aus, die Schweißtechnik 35 Prozent und der Batterieladebereich rund 5 Prozent.