Der kroatische Tourismus steht vor einem weiteren Rekordsommer: „Alle Anzeichen sprechen für eine sehr gute Saison und vor allem für eine erneute Zunahme der Zahl der Gäste aus Österreich“, sagt Branimir Tončinić, der Direktor der Kroatischen Tourismuszentrale in Wien. Er vermeidet das Wort „Rekord“, doch ein solcher zeichnet sich in Kroatien ab. Allein bis Ende Mai lag das Plus der Gästeankünfte aus Österreich bei zwölf Prozent, die Zahl der Übernachtungen nahm um sechs Prozent zu. Laut einer Studie der Europäischen Reiseversicherung ist Kroatien in diesem Jahr nach Italien (27 Prozent) bei den beliebtesten Reisezielen der Österreicher mit 15 Prozent an zweiter Stelle, vor Spanien und Griechenland (jeweils 13 Prozent). 2023 wurde Kroatien von fast 21 Millionen Touristen besucht.
Aber nicht nur die Vorsaison habe stark begonnen, Tourismusverbände und Reiseveranstalter melden auch eine hervorragende Buchungslage für die Hauptsaison. „Derzeit gibt es keine negativen Einflüsse“, freut sich Tončinić. Istrien und die Kvarner-Region seien weiterhin die beliebtesten Reiseziele der Kroatien-Urlauber aus Österreich, ausgebaute Straßen- und Flugverbindungen führten jedoch zu einem deutlich gesteigerten Interesse an südlichen Destinationen Kroatiens. Einen Beitrag dazu soll nun die jüngst eröffnete Umfahrung von Omiš mit der spektakulären Cetina-Brücke liefern. Auch in Istrien wird gebaut: Eine zweite Tunnelröhre durch das Ucka-Gebirge bei Rijeka soll vor dem Sommer eröffnet werden. Die Pelješac-Brücke – eine Umfahrung des bosnischen Neum – ist bereits seit zwei Jahren in Betrieb und verkürzt die Fahrzeit von Zagreb nach Dubrovnik um rund vier Stunden.
Obwohl Kroatien seit 2023 dem Schengen-Raum angehört, wird es auch in diesem Jahr zu Grenzkontrollen kommen. Nicht durch Kroatien, betont Tončinić, aber die slowenischen Nachbarn verlängerten ihre Kontrollen wegen der Migrationskrise. Klare Worte findet Tončinić für die teilweise exorbitanten Preissteigerungen des Vorjahres, die nicht wenige Touristen (ab)schreckten. In Medien war vielfach von einer „Preisexplosion“ die Rede. Auch der Leiter der Kroatischen Tourismuszentrale spricht von einem „Schock“ nach der Euro-Einführung Anfang letzten Jahres, es kam zu „unrealistische Preissteigerungen“ zur Hauptsaison, ausgelöst durch Inflation und neue Währung, so Tončinić deutlich. Noch während des Sommers 2023 seien überhöhten Preise jedoch wieder gesenkt worden. „Man hat dazugelernt, der Markt regelt sich selbst.“
Für den bevorstehenden Sommer sehe man solche Preissprünge im kroatischen Tourismus jedoch nicht, versichert Tončinić, „wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, gibt es keine negativen Effekte.“ In diesem Jahr wird, anders als 2023, in Kroatien ein „moderater Preisanstieg“ erwartet. Die Inflationsrate lag im Mai in Kroatien mit 4,3 Prozent aber höher als in Österreich (3,3 Prozent) bzw. über dem Eurozonen-Schnitt von 2,6 Prozent.
Der kroatische Tourismus sei von der Insolvenz des drittgrößten Reiseveranstalters Europas, FTI Touristik, durchaus betroffen, vor allem deutsche Gäste hätten über FTI gebucht und seien von der FTI-Pleite unvorbereitet getroffen worden. „Wir bedauern die Situation, rechnen aber mit keinen größeren Problemen in Kroatien.“ Der klassische Sommerurlaub, mit dem Sonnenbaden am Strand für als tagesfüllender Beschäftigung, büße übrigens auch in Kroatien zunehmend an Bedeutung ein. „Viele kombinieren heute Natur, Kultur, Aktivsport und Kulinarik mit dem Strandurlaub“, erklärt Tončinić.