Gegründet 1824 als Wechselseitige Brandschadenversicherung durch den Offizier Georg von Högelmüller (nach dem eine Gasse in Wien-Margareten benannt ist) gehört die Wiener Städtische heute zu den größten Versicherungsgesellschaften Österreichs. Auch 2023 war, was die Prämien betrifft, wieder ein gutes Jahr für das 4000 Mitarbeiter starke Unternehmen, das am Dienstag im Schlosshotel Velden sein 200-Jahr-Jubiläum beging. Die Einnahmen stiegen um vier Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.
In der Sparte Schaden und Unfallversicherung erwirtschaftete die Wiener Städtische ein Plus von acht Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die Krankenversicherung nahm ebenfalls um fast acht Prozent auf 493 Millionen Euro zu. Auch die in den letzten Jahren eher flau gebuchte Lebensversicherung zieht - wohl wegen der höheren Zinsen - wieder an. Sie erzielte einen Prämienzuwachs von immerhin 1,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, berichtet Vorstand Ralph Müller.
Hagel-„Events“ nehmen zu
Alles in allem bedeutet das einen Gewinnanstieg vor Steuern um rund ein Drittel auf knapp 350 Millionen Euro - trotz der hohen Schadenszahlungen durch die Unwetter. Sie summierten sich für die Wiener Städtische 2023 auf 160 Millionen Euro – die nach 2021 zweithöchste Auszahlungssumme in der Unternehmensgeschichte, die aber nicht allein auf den Klimawandel zurückzuführen ist: Starkregen- und Hagel-„Events“, wie es im Versicherungsdeutsch heißt, nehmen generell zu. Gleichzeitig erhöhen sich die Versicherungswerte durch Inflation und private Investitionen wie etwa Garagen oder Swimmingpools. Und die Kapazitäten der Rückversicherer schrumpfen. Müller erwartet für 2024 einen weiteren Anstieg. „Zwölf Millionen Euro haben wir allein im ersten Quartal für Unwetterschäden ausgezahlt - aber die schadensträchtigen Monate stehen noch bevor.“ Kosten, die sich laut Müller „auf die Versicherungsnehmer durchschlagen“ werden. Er kündigt ein bis zwei Prozent Prämienerhöhungen pro Jahr in dieser Sparte an.
Mitarbeiter- und Prämienplus in Kärnten
In Kärnten und Osttirol ist die Wiener Städtische mit elf Geschäftsstellen und 180.000 Kunden aufgestellt. Landesdirektor Ferdinand Bucher hat den Personalstand zuletzt auf 211 Mitarbeiter aufgestockt - und hat weitere 15 Jobs ausgeschrieben. In Kärnten erwirtschaftete die Wiener Städtische 2023 ein fünf-prozentiges Plus, was ihr einen Marktanteil von aktuell 16 Prozent beschert. Der Aufwand für Unwetterschäden schlug in Kärnten im Vorjahr mit 30,7 Millionen Euro zu Buche - ein historischer Höchststand. Für 2024 ist Bucher optimistisch, gestützt auf ein sieben-prozentiges Wachstum im ersten Quartal.
Automatisch „losleben“
Das Wachstum nutzt die Wiener Städtische für einen großzügigen Ausbau der Künstliche Intelligenz (KI). „50 Millionen Euro werden wir in den nächsten vier Jahren investieren“, kündigt Müller an. Einerseits soll KI für eine noch raschere Bearbeitung von Schadensfällen sorgen - schon jetzt werden durch die „losleben“-App, wo Kunden wöchentlich rund 9000 Rechnungen einreichen, 70 Prozent der Arzt- und Apothekenrechnungen automatisch verarbeitet. „Außerdem entwickeln wir gemeinsam mit Google und dem IT-Dienstleister Nagarro eine interne Suchmaschine, die ermöglichen wird, sämtliche Datenbestände des Unternehmens universell zugänglich und nützlich zu machen - vom Servicecenter bis zur Rechtsabteilung.“