Im laufenden Jahr rechnen Experten mit bis zu zu 7000 Insolvenzverfahren von Unternehmen. Im ersten Quartal waren es bereits 1718. In der ZIB 2 am Sonntag warnte Cornelia Wesenauer vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) vor einem heraufziehenden Rekordjahr bei Insolvenzen. Sie spricht von einem „überraschenden“ Ausmaß an Unternehmensinsolvenzen. „Wir wussten vom Nachholbedarf nach der Corona-Pandemie, doch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Unternehmen derzeit haben, sind doch sehr schockierend“, erklärte Wesenauer. Auch bei den Passiva sehe man „noch nie dagewesene Ausschlägen“. Der Grund sind die Signa-Pleiten. Das restliche Jahr werde sich so weiterentwickeln, so Wesenauer: „Dieses Jahr wird ein Rekordpleitenjahr.“
Risikoreich: Bau, Handel, Gastronomie
Neben dem Bau seien die „risikoreichsten Branchen“ – der Handel und die Gastronomie – besonders in Bedrängnis und für Insolvenzen anfällig, so Wesenauer. Denn Kosten für Dienstnehmer und Energiekosten würden weiter steigen, „der einzelne Konsument“ könne sich „den Luxus von Gastronomie und Handel oft nicht mehr leisten und gibt weniger aus“, so die AKV-Expertin. Bemerkenswert sei die Qualität der betroffenen Unternehmen, die in die Insolvenz schlitterten, etwa große Handelskonzerne wie Pepco: „Das ist herausragend“, sagt Wesenauer.
Teil der Insolvenzen „bereinigend“
Ein Teil der Insolvenzen sei auch positiv zu sehen und habe „einen gewissen Bereinigungseffekt am Markt“. Dennoch sei die Zahl der Insolvenzen, so Wesenauer weiter, „höchst bedenklich“. Man müsse sich überlegen was zu machen ist, um dem entgegenzuwirken, Konsumenten sollten gestärkt, der Kreditzugang erleichtert werden, schlägt sie vor.
Die Anzahl der Sanierungen steige „glücklicherweise“, so Wesenauer, das zeige, dass auch „ordentliche Unternehmen in Insolvenz geraten“ – es sei aber noch zu früh zu sagen, ob und wie viele Sanierungsverfahren glücken werden.
Privatinsolvenzen spiegeln Realität nicht
Auch die Zahl der Privatinsolvenzen steige, allerdings spiegelten diese die Realität nicht wider, so Wesenauer. Es gäbe viel mehr Menschen, die eine Privatinsolvenz bräuchten, „weil sie wirtschaftlich so schlecht dastehen“. Diese schafften aber den Zugang zu den Privatinsolvenzen nicht, so die AKV-Expertin. Dafür verantwortlich seien etwa formelle Probleme. Wesenauer weiter: „Die Schuldnerberatungen stöhnen unter kompletter Überbelastung.“ Die Zahl der Privatinsolvenzen sei zwar steigend, „aber nicht so alarmierend wie bei Firmeninsolvenzen“.