Österreichs Wirtschaft kommt weiter nicht vom Fleck. Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 fiel die Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), geringer aus als im ersten Quartal 2023. Zurückzuführen ist das reale Minus von 1,1 Prozent primär auf die Entwicklung in Großhandel und Industrie. Letztere verzeichnet laut Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas seit März 2023 Monat für Monate Umsatzeinbußen.
Wenig verwunderlich schlägt sich das direkt auf den heimischen Arbeitsmarkt nieder. Dort gilt die Faustregel, dass es ein Wachstum von zumindest 1,5 Prozent braucht, um sinkende Arbeitslosenzahlen zu bekommen. Ist das nicht der Fall, steigt die Zahl der Menschen ohne Job meist. Von der Notwendigkeit eines „deutlichen Wachstums“ spricht auch AMS-Chef Johannes Kopf im Ö1-Interview. Einerseits habe das mit Produktivitätssteigerungen in den Betrieben zu tun – die gleiche Anzahl an Menschen produziert mehr –, andererseits habe man ein „sich ausdehnendes Arbeitskräfteangebot“. Sprich: Immer mehr Menschen drängen auf den heimischen Jobmarkt.
Plus 20,8 Prozent in Oberösterreich
„Selbst wenn die Rezession hoffentlich bald vorbei ist, werden die Arbeitslosenzahlen noch längere Zeit nicht sinken“, verweist Kopf zudem auf einen gewissen Nachholeffekt. Betriebe hätten zurzeit immer noch „Personal-Überkapazitäten“, in Summe rechnet Kopf deswegen erst im nächsten Jahr mit wieder sinkenden Zahlen.
Im industriell geprägten Bundesland Steiermark sorgt die wirtschaftliche Großwetterlage dieser Tage für besonderen Druck auf den Arbeitsmarkt. Nach Oberösterreich (+20,8 Prozent) verzeichnet man das prozentuell größte Plus an Arbeitslosen. Konkret waren beim steirischen AMS Ende Mai 31.220 Personen arbeitslos gemeldet – im Jahresabstand ein Plus von 3298 Personen oder 11,8 Prozent. Inklusive der Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer liegt das Plus gar bei zwölf Prozent. 40.139 Steirerinnen und Steirer sind zurzeit ohne Beschäftigung.
Ein Trend, der sich ebenfalls bereits in den letzten Monaten abzeichnete: Männer (plus 14,5 Prozent) sind zurzeit deutlich stärker von der steigenden Arbeitslosigkeit als Frauen (plus 8,5 Prozent) betroffen. Zu tun hat das primär mit den – männlich dominierten – Sektoren „Bau“ und „Industrie“, wo die Arbeitslosigkeit, wie eingangs beschrieben, besonders rasant steigt. Unter den Regionen verbuchte Weiz (plus 39,9 Prozent) vor Voitsberg (plus 24,5 Prozent) den stärksten Zuwachs. „Angesichts der Entwicklung der letzten zwölf Monate und vor allem der herausfordernden Situation im Industriebereich und der Bauwirtschaft musste mit dieser Höhe der Arbeitslosigkeit gerechnet werden“, erläutert AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe.
Bei der geschätzten unselbstständigen Beschäftigung bleibt die Situation mit 550.000 Personen nahezu unverändert (-0,1 Prozent). Die geschätzte Arbeitslosenquote steigt somit um 0,5 Prozentpunkte auf, verhältnismäßig immer noch moderate, 5,4 Prozent. Bei der Anzahl der dem AMS Steiermark gemeldeten offenen Stellen wird ein Rückgang zum Vorjahr von 18,1 Prozent auf 13.093 verzeichnet.
Größte steirische Online-Lehrstellenbörse
Zu Ende ging Ende Mai die alljährliche „Business Tour“ des steirischen AMS. Dabei wurden rund 2100 Unternehmen im ganzen Bundesland besucht. „Um bei personellen Fragen zu unterstützen und über die Förderangebote des AMS zu informieren“, wie es vonseiten des Arbeitsmarktservice heißt. Um Lehrlinge, die Fachkräfte von morgen, dreht sich indes die nächste Woche: Bei der größten steirischen Online-Lehrstellenbörse (Next step: #Lehre) präsentieren vom 11. bis 14. Juni 2024 etwa 60 Betriebe aus Gewerbe, Handwerk und Industrie 370 offene Lehrplätze. Veranstaltet wird das Online-Event vom AMS, der WKO-Sparte Gewerbe und Handwerk sowie „Die Industrie“.