Die schwächelnde Wirtschaft belastet weiter den Arbeitsmarkt. Ende Mai waren 351.151 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, davon waren 272.997 arbeitslos und 78.154 in Schulungsmaßnahmen des AMS. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen und AMS-Schulungsteilnehmer um 9,5 Prozent bzw. 30.549 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent.

Kopf: „Stabilisierung denkbar“

Die Arbeitslosigkeit ist im Mai zwar etwas schwächer als im Februar, März und April gestiegen. „Trotzdem ist es wohl zu früh, von einem Konjunkturaufschwung zu sprechen, aber zumindest mehren sich - bei optimistischer Grundeinstellung - die Anzeichen, dass sich die Rezession in Österreich langsam ihrem Ende zuneigt“, so AMS-Vorstand Johannes Kopf. Die Arbeitslosigkeit werde „in Österreich zwar noch länger nicht sinken, aber zumindest eine Stabilisierung der Situation in einzelnen Bundesländern oder Branchen erscheint im Jahresverlauf denkbar“.

Das größte Plus bei arbeitslosen Personen gab es am Bau (+19 Prozent), in der Warenerzeugung (+16,8 Prozent), im Handel (+13,3 Prozent) und im Verkehrs- und Lagerwesen (+9,9 Prozent), in der Gastronomie und Beherbergung (+7,9 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (+8 Prozent) und in der Arbeitskräfteüberlassung (+7,3 Prozent). Einen starken Anstieg bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern gab es im Jahresabstand in Oberösterreich (+18,1 Prozent), in der Steiermark (+12 Prozent) und in Salzburg (+10,3 Prozent). Schwächer war der Anstieg in Niederösterreich (+9,1 Prozent), Wien (+8 Prozent), Burgenland (+7,9 Prozent), Vorarlberg (6,7 Prozent), Kärnten (+6,2 Prozent) und Tirol (+5,7 Prozent).

Die schwächelnde Wirtschaftsentwicklung macht sich auch am heimischen Stellenmarkt bemerkbar. Beim Arbeitsmarktservice waren Ende April knapp 97.000 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Minus von rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. 

Neumayer: „Überregulierung abbauen“

„Es braucht Maßnahmen, die unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder festigen. Es geht um eine Erhöhung der Leistungsanreize am Arbeitsmarkt und den Abbau von Überregulierung, vor allem müssen die Lohnnebenkosten deutlich runter“, fordert Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Österreich liege bei der Belastung des Faktors Arbeit an dritthöchster Stelle im OECD-Vergleich, gleichzeitig liege die tatsächlich geleistete Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten deutlich unter dem EU-Schnitt und Nachbarländern wie Deutschland oder der Schweiz.

Anderl: „Ausbildung unterstützen“

„Gut ausgebildete Arbeitskräfte fallen nicht vom Himmel: Wenn die Wirtschaft Fachkräfte will, müssen jene Menschen, die eine Weiterbildung machen, ausreichend finanziell unterstützt werden – das ist derzeit nicht der Fall“, kommentiert AK-Präsidentin Renate Anderl die aktuellen Arbeitslosenzahlen. Eine Kürzung der Lohnnebenkosten lehnt sie ab.