In 100 Tagen ist es soweit. Dann werden im Messe- und Kongresszentrum Eurexpo in der französischen Metropole Lyon mehr als 1600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer rund 70 Nationen in mehr als 60 Berufen um Weltmeistertitel ringen. Von 10. bis 15. September gehen die Berufsweltmeisterschaften WorldSkills unter starker Beteiligung Österreichs über die Bühne. Das „Team Austria“ wird heuer 47 junge Fachkräfte, die sich über die Bundesbewerbe AustrianSkills qualifiziert haben, zu den Bewerben entsenden. Sie treten in 41 Berufen an. Auch Kärnten und die Steiermark setzen mit fünf bzw. zwölf Teilnehmenden eine deutliche südösterreichische Note.
Die Bühne, auf der sie an vier Wettkampftagen ihr Können unter Beweis stellen dürfen, ist jedenfalls gewaltig. Allein die Wettbewerbsfläche auf dem Eurexpo-Gelände von Lyon erstreckt sich über 140.000 Quadratmeter, erwartet werden dort gut 250.000 Besucherinnen und Besucher. Auch der Umstand, dass die Schlusszeremonie im fast 60.000 Zuschauer fassenden Groupama-Stadion, Heimstätte von Olympique Lyon, zelebriert wird, unterstreicht den Stellenwert dieser Weltmeisterschaft.
Die intensiven Vorbereitungen, die von Teamcamps bis hin zu internationalen Trainingseinheiten reichen, haben freilich bereits längst begonnen. Trainiert, so wird seitens SkillsAustria mitgeteilt, wird u. a. in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Kanada, Australien, China sowie Japan. Fünf rot-weiß-rote WM-Starter matchten sich beispielsweise gerade bei der „Global Skills Challenge“ im australischen Melbourne mit Kontrahenten aus 19 Ländern.
Bereits im April fand sich wiederum eine starke österreichische Abordnung bei der „Emirates Skills National Competition“ in Abu Dhabi ein, um sich dort für die WM einzustimmen. Unter ihnen auch der Ferlacher Elektroniker Georg Kelih, der heuer an der HTL Mössingerstraße in Klagenfurt maturiert. „Für mich war es eine Premiere, vor den Augen von Tausenden zu arbeiten. Dennoch lief es sehr gut, es war entscheidend, diese Erfahrung nicht erst bei der WM zu machen“, so seine Bilanz. „Jetzt habe ich diesen Vorteil schon in der Tasche – ich weiß, was mich in Lyon in dieser Hinsicht erwartet“, zeigt sich Kelih zuversichtlich.
Mit dem Mobile-Robotics-Duo Simon Stoißer und Jan Trummer (beide arbeiten für die Knapp AG in Hart bei Graz) sowie Schweißer Alexander Pfleger aus St. Jakob im Walde (er arbeitet für die Mayrhofer GmbH) und dem Köcher Kfz-Techniker David Gschaar (für den ÖAMTC in Graz tätig) waren gleich vier Steirer in Abu Dhabi mit dabei. „Ein echt cooler Bewerb, ein spannendes Land und viele neue Erfahrungen“, betont Pfleger – der den Schweißer-Bewerb sogar für sich entscheiden konnte.
Erhard List, Trainer im Bereich Mobile Robotics, berichtet von einem Besuch des Kronprinzen von Abu Dhabi bei Stoißer und Trummer: Der Kronprinz habe an der Wettkampfstätte vorbeigeschaut „und sich einige Minuten mit Jan und Simon unterhalten, ehe er ihnen sogar zur starken Leistung gratulierte“, so List.
Das Kärntner Mechatroniker-Team Florian Napetschnig aus Diex und Dominik Ruhdorfer aus Micheldorf – beide arbeiten für Flextronics in Althofen – „wärmte“ sich bei Bewerben in Japan für die WM auf. Ebenfalls weit weg von heimischen Gefilden, in Kanada, trainierte beispielsweise die Grazerin Johanna Haimel, WM-Starterin im Beruf Grafikdesign. Die Steirerin Magdalena Rath aus Bad Blumau (arbeitet Pilz und Partner Ziviltechniker GmbH in Graz), die Österreich im WM-Beruf „Digital Construction“ vertritt, war zur Vorbereitung in Großbritannien. Der Obdacher Bautischler Thomas Leitner (MT Design Tischlerei GmbH Zeltweg) war bei der „National Skills Competition“ in Dänemark.
Der Weitensfelder Möbeltischler Florian Dörfler (arbeitet für die Konec GmbH in Feldkirchen) feilte in der Schweiz an seiner Form, der Krumpendorfer Restaurantfachmann Simon Wieland (Falkensteiner Schlosshotel Velden) in Kroatien. Für Nico Paul Reif aus Graz und Fabian Weber (Magna Steyr) aus Kaindorf (Knapp AG), die im WM-Team im Beruf „Robot Systems Integration“ antreten, bereiteten sich u. a. in Nordirland vor.
„Diese Fachkräfte, die aus acht Bundesländern Österreichs stammen, repräsentieren die Spitze unseres beruflichen Nachwuchses und verkörpern das hohe Niveau der beruflichen Ausbildung in unserem Land. Diese jungen Talente werden in Lyon ihr Können in einer Bandbreite von Berufen demonstrieren – von traditionellen Handswerksfertigkeiten bis hin zu modernsten Technologien“, betont SkillsAustria-Präsident Josef Herk. Dabei seien die Berufsweltmeisterschaften „nicht nur ein Wettbewerb, sondern auch eine Plattform, auf der wir die Bedeutung und den Wert handwerklicher und technischer Fähigkeiten in der modernen Welt zelebrieren“.