„Die Teuerung in Österreich nähert sich langsam dem EZB-Ziel. Im Mai 2024 ist die Inflation einer ersten Schätzung zufolge auf 3,3 Prozent zurückgegangen, nach 3,5 Prozent im April“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Freitag. Vor allem die Verbraucherpreise für Wohnen inklusive Energie würden aktuell die Inflation weniger antreiben als in den vergangenen Monaten. „Auch die Teuerung bei Nahrungsmitteln liegt weiter etwas unter dem Durchschnitt, die Preisanstiege in der Gastronomie hingegen deutlich darüber“, so Thomas.
Der nach europäischem Standard ermittelte harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) lag gegenüber dem Vorjahresmonat ebenfalls bei 3,3 Prozent. Nach der vorläufigen Schnellschätzung entspricht dies einem Anstieg um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. „Damit hat Österreich mittlerweile eine geringere Inflationsrate als Spanien. Dort ist der HVPI im Mai auf 3,8 Prozent gestiegen“, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) in einer Stellungnahme. „Expertinnen und Experten gehen weiterhin davon aus, dass sich die österreichische Jahresinflation 2024 im Vorjahresvergleich halbieren wird.“
Österreich nähert sich dem Mittelfeld an
Die Inflation im Euroraum dürfte im Mai laut ersten Schätzungen unterdessen wieder leicht zunehmen: Laut am Freitag veröffentlichter Eurostat-Erstschätzung stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im April lag der Anstieg noch bei 2,4 Prozent. Österreich verzeichnete einen leichten Rückgang auf 3,3 Prozent und nähert sich dem Mittelfeld an. Die heimische Inflation ist derzeit die fünfthöchste der Eurozone.
Die niedrigsten jährlichen Raten werden für Lettland (0,2 Prozent), Finnland (0,5 Prozent) sowie Italien und Litauen (0,8 Prozent) geschätzt. Österreich lag bei den höchsten Raten nach Belgien (4,9 Prozent), Kroatien (4,3 Prozent), Portugal (3,9 Prozent) und Spanien (3,8 Prozent) auf Platz fünf. Deutschlands Rate kletterte von 2,4 auf 2,8 Prozent. Auch laut Schnellschätzung der Statistik Austria ist die Jahresinflation (VPI) in Österreich weiter rückläufig und im Mai auf 3,3 Prozent gesunken.
Die Kernrate für die Eurozone, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, dürfte laut Schätzung im Mai auf 2,9 Prozent steigen, nach 2,7 Prozent im April. Die Energiepreise sollen nach einem monatelangen Rückgang erstmals wieder ansteigen, und zwar um 0,3 Prozent. Im April waren sie noch um 0,6 Prozent gesunken. Bei Lebensmitteln, Alkohol und Tabak dürfte die Teuerung hingegen auf 2,6 Prozent leicht sinken, nach 2,8 Prozent im April.
EZB-Zinssenkung dürfte dennoch kommen
Die Inflation entfernt sich damit nach einem monatelangen Rückgang wieder vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent. Seit Mitte 2022 stemmt sich die EZB mit höheren Leitzinsen gegen die zeitweise extrem hohe Inflation. Bei ihrer letzten Sitzung hatte die EZB den Leitzinssatz noch unverändert bei 4,5 Prozent belassen. Für die nächste Sitzung kommende Woche rechnen Analysten mit einer Lockerung um 0,25 Prozentpunkte.
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In Deutschland ist die Inflationsrate im Mai erstmals in diesem Jahr gestiegen – auch wegen eines Sondereffekts infolge der Einführung des 49-Euro-Tickets. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt bereits am Mittwoch mitteilte. Im März und April lag die Teuerungsrate mit jeweils 2,2 Prozent noch auf dem niedrigsten Wert seit rund drei Jahren. Von April auf Mai erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 0,1 Prozent.
Auch in Spanien hat sich die Teuerung im Mai beschleunigt. Die nach europäischer Methode berechneten Verbraucherpreise (HVPI) stiegen zum Vorjahresmonat um 3,8 Prozent, wie das Statistikamt INE am Donnerstag mitteilte. Im Vormonat hatte die Rate 3,4 Prozent betragen.