Die Europäische Kommission verschiebt einem Insider zufolge ihre Entscheidung über Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Elektro-Autos bis auf den Tag nach der Europa-Wahl. Die neue Frist sei der 10. Juni, sagte eine mit dem Vorhaben vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Mutmaßlich sei die Änderung auf ein technisches Problem mit dem entsprechenden Dokument zurückzuführen.

Die Entscheidung war eigentlich bis zum 5. Juni angekündigt. Die Wahlen zum Europäischen Parlament finden vom 6. bis 9. Juni statt.Der „Spiegel“, der zuerst darüber berichtet hatte, hatte geschrieben, die Verzögerung ziele darauf ab, das Thema aus dem Wahlkampf heraus zu halten.Ein Sprecher der EU-Kommission sagte zu den Berichten, das Datum 10. Juni sei nicht bestätigt.

Tavares: Kostenvorteil von 30 Prozent

Bei der Entscheidung geht es um die Frage, ob die EU-Kommission Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Elektroautos verhängt und damit dem Vorbild der USA folgt. Dort sollen die Strafzölle ab August auf 100 Prozent steigen. Neben Elektroautos sind in den USA auch Halbleiter und zahlreiche andere Produkte von den höheren Zöllen betroffen.

In der Autobranche stoßen die Zollpläne auf Kritik. So hatte Stellantis-Chef Carlos Tavares das Vorhaben in einem Reuters-Interview als „Falle“ bezeichnet. Es verhindere demnach die nötige Anpassung westlicher Autobauer an die Konkurrenz aus China nicht, sondern treibe nur die Inflation hoch. Laut Tavares haben Elektroauto-Bauer aus China derzeit einen Kostenvorteil von 30 Prozent. Wenn man sich der Konkurrenz stellen und den Kostenvorteil ausgleichen wolle, ziehe das aber Konsequenzen für die Gesellschaft nach sich - und dem wollten sich die Regierungen in Europa derzeit nicht stellen. Sollten sie kommen, wird erwartet, dass China mit Gegenmaßnahmen reagiert.