Der neue 911er feiert seine Weltpremiere: Wir sind bereits tief in seine letzten technischen Geheimnisse eingetaucht. Der neue 911er wird erstmals hybridisiert, für die Benzinbrüder ein Schock, ähnlich wie der Wechsel von Luft- auf Wasserkühlung, was die Puristen damals schwer irritierte.

Aber diesmal geht der Gedanke viel weiter. Man hat am neuen Porsche 911 im Rahmen der Modellpflege zwar leichte Retuschen vorgenommen, aber die technische Tiefenschärfe ist diesmal beeindruckend. Zuerst wird der 911er GTS hybridisiert, nur ein paar Zahlen: 541 PS (bei 6500 U/min), 570 Nm von 2000 bis 5500 U/min, 135 PS werden aus einem Liter Hubraum geholt, der 100er-Sprint in nur drei Sekunden absolviert. Klar könnte man jetzt sagen, ja freilich, halt ein ganzes Stück besser als der alte GTS. Aber wie man das erreicht hat, verändert den Charakter des 911er grundlegend.

Das neue Herzstück

Es ist ein komplett neuer Sechstzylinder-Boxermotor mit 3,6 l Hubraum, ein neues Herzstück, das ein neues Kapitel aufschlägt. Von einem weißen Blatt Papier weg wurde der Motor neu entwickelt, wie Thomas Brandl, Absolvent der TU Graz und Leiter Projektapplikationen bei Porsche erklärt.

Die größte Innovation ist sicherlich der elektrisch unterstützte Turbolader, stark vereinfacht funktioniert das System so: Der Motor ist komplett entdrosselt, es gibt beim Turbo-Lader keine Wastegate-Steuerung, man rekuperiert Abgasenergie und schickt diese Energie zum E-Motor im Getriebe/PDK – und so kann man die zusätzliche Leistung an den Antriebsstrang weitergeben. Das so genannte T-Hybrid System mit seinem elektrischen Abgasturbolader (E-Maschine zwischen Verdichter- und Turbinenrad) pusht den Lader viel schneller auf Drehzahl, um den Ladedruck hochzufahren. Vom Stand weg hat man 150 Nm Antriebsmoment und bis zu 41 kW Leistung zusätzlich zur gefälligen, kraftvollen Unterstützung beim Beschleunigen, an Bord.

Im Video erklärt Brandl die Technik bis ins letzte Detail.

Wie beeindruckend das alles funktioniert, muss man spüren, fühlen. Nur ein paar Zahlen: Beim Beschleunigen kam man mit dem aktuellen GTS in 2,5 Sekunden 14,5 Meter weit. Beim aktuellen Turbo sind es etwa 17,5 Meter. Die Leistungsdaten für den neuen GTS sind da umso beeindruckender:

Beim neuen 911er GTS schafft man 21,5 Meter in 2,5 Sekunden. Das sind Werte wie bei einem Elektro-Auto, so spontan beschleunigt der 911er GTS, das ist eine Urgewalt. Das Drehmoment beim Hybrid-GTS-kommt viermal schneller auf seinen Maximalwert.

Nicht bestätigt, aber kein Geheimnis: Porsche arbeitet auch an einer Hybridisierung des 911er Turbo mit weit jenseits der 600-PS-Marke und mit noch stärkeren Leistungsdaten.

Klar ist beim neuen GTS aber auch: Man fährt nicht elektrisch. Das ganze System ist ausschließlich zur Verbesserung der Gesamtperformance ausgelegt. Die 50 Kilogramm-Mehrgewicht hat man mit der neuen Leistungsentwicklung mehr als wettgemacht. Eine erste Testfahrt auf der Porsche-Teststrecke lässt das Beuschl nicht nur in engen Ecken munter zirkulieren, es ist beeindruckend wie man mit dem GTS die Brücke in die Gefühlswelt der E-Mobilität schlägt. So ein Ansprechverhalten ist für einen Verbrenner unfassbar. Es ist eine Revolution, die alles verändert - kein Tabubruch.

Wir sind jetzt natürlich schon auf den Turbo gespannt.

Zum Marktstart kommt auch der 911 Carrera ins Spiel, mit einem modifizierten 3,0-Liter-Biturbo-Boxermotor (394 PS/450 Nm). Bei den Details hat man beim GTS bei der Hinterradlenkung (serienmäßig), bei der Wankstabilisierung und dem Sportfahrwerk nachgelegt. Beim Außendesign des neuen 911er-Designs geht es vor allem um Aerodynamik-Maßnahmen.

Preislich geht‘s ab 166.993 Euro los, der GTS startet bei 220.948 Euro.