Neun Milliarden Euro Neugeschäft, 27,3 Milliarden Euro Bestandsvolumen, mehr als 250.000 neu abgeschlossene Leasingverträge, Allzeithoch im KFZ-Leasing: Man hat schon schlechtere Bilanzen gesehen. Der Leasingverband feiert neue Rekordzahlen. Und das hat einen ganz einfachen Grund, wie WKO-Bundesgremialobmann Klaus Edelsbrunner erklärt: „Als voriges Jahr die Zinsen so hoch waren, sind die Leasingzahlen nach unten gegangen. Darauf haben die Hersteller und Importeure reagiert. Wenn man heute die Raten mit jenen vom Herbst für das gleiche Mittelklasseauto zum gleichen Preis vergleicht, dann spart man sich rund 100 Euro monatlich bei einem Vierjahresleasing. Die Raten sind bei vielen Marken und Modellen massiv gesunken. Auf 0,99, 1,99, 2,99 Prozent. Wenn man so will, ist das im Vergleich zu den hohen Kreditzinsen ein geschenktes Geld.“

Kuriose Zinssituation

Der Markt war im Herbst 2023 tatsächlich in einer kuriosen Situation. Auch Premiumhersteller, die Zinserhöhungen durchgereicht hatten, kamen in Bedrängnis, weil selbst ihre Bestseller um 200, 300 Euro teurer geworden waren. Im sensiblen Preisthema schlug das voll durch, weil neben dem Leasing auch noch Versicherung und Tankspesen anfallen. In der allgemeinen Teuerungswelle – vom Wohnungskredit mit variablen Zinsen bis zur Miete – begannen die Kunden am Auto zu sparen. Darauf haben Importeure und Hersteller reagiert, wie Dominosteine fielen die Leasingprozente.

Das Ganze ist natürlich ein Geschäft – für Händler, Importeure, Hersteller. Kunden müssen deshalb einer einfachen Logik folgen: Bei welcher Finanzierungsvariante steige ich besser aus? Da hilft nur eines: Jede Variante bis zum letzten Cent durchzurechnen, inklusive Nebenkosten wie Gebühren, Versicherung.

Klaus Edelsbrunner, WKO: „Ein gescheites Leasing hat eine höhere Rate und einen kleinen Restwert und eine kurze Laufzeit, nicht länger als drei, vier Jahre“
Klaus Edelsbrunner, WKO: „Ein gescheites Leasing hat eine höhere Rate und einen kleinen Restwert und eine kurze Laufzeit, nicht länger als drei, vier Jahre“ © Oliver Wolf

Leasing in Zahlen, Daten, Fakten

Gerald Auer, Geschäftsführer bei Vogl & Co, sieht das Thema Leasing in seinem Bereich so: Im Firmenbereich liege man bei 85 bis 90 Prozent Leasinganteil, im privaten Bereich seien es bereits annähernd 50 Prozent. Firmen können den Betriebsaufwand geltend machen, für Endkunden sei es eine andere Art der Kauffinanzierung anstelle eines Kredits. Die Zinssätze würden aktuell trotz der guten Angebote weit auseinanderliegen: „Von 0,99 bis 7,99 als effektiver Zinssatz, das ist eine bombastische Spanne. Letztendlich hängt die Zinshöhe davon ab, ob Hersteller und Importeure das Angebot stützen.“

Die aktuellen Leasingraten setzen aktuell auch der Konkurrenz namens Abo/Mieten zu. Auf den ersten Blick sind Auto-Abos teurer, aber sie sind All-Inclusive-Pakete – auch hier lohnt sich ein genauer Kostenvergleich. Edelsbrunner abschließend: „Ein gescheites Leasing hat eine höhere Rate und einen kleinen Restwert und eine kurze Laufzeit, nicht länger als drei, vier Jahre.“

Sicherheit, Restwertrisiko und E-Mobilität

Beim Branchenprimus Porsche-Holding sagt Porsche-Bank-Vorstandschef Hannes Maurer: „Wir sehen eine gute Entwicklung. In den ersten vier Monaten 2024 konnten wir in Österreich knapp 23.000 neue Finanzierungsverträge abschließen. Davon etwa 19.000 Leasingabschlüsse.“ Er geht davon aus, dass das Geschäft weiter wachse. „In unserer heutigen Zeit ist vor allem eines wichtig – Sicherheit. Zum einen schaffen wir Mobilität zu planbaren monatlichen Raten. Zum anderen übernehmen wir am Beispiel Mietleasing sogar das Restwertrisiko für den Kunden. Das ist – gerade im Bereich der E-Mobilität – ein großer Vorteil.“

Porsche-Bank-Vorstandschef Hannes Maurer: „Was sich verändert hat – und auch weiterhin verändern wird – sind die Mobilitätsbedürfnisse unserer Kunden“ 
Porsche-Bank-Vorstandschef Hannes Maurer: „Was sich verändert hat – und auch weiterhin verändern wird – sind die Mobilitätsbedürfnisse unserer Kunden“  © Fotograf Photo Simonis Wien

Und der Finanzierungsbereich wächst und wächst grundsätzlich, weil dieser mit Angeboten verbunden ist: „Das zeigt unser Neuwagen-Finanzierungsanteil. Mit Ende April 2024 wurden 46,7 % aller Konzernmarken über die Porsche Bank Gruppe finanziert. Unser Finanzierungsgeschäft, bestehend aus Leasing und Kredit, bewegt sich seit vielen Jahren auf einem hohen Niveau. Vergleichen wir die letzten drei Jahre, so sehen wir, dass der Marktanteil der Porsche Bank Gruppe immer mehr als 45 % betrug.“

Auch Räder als Objekt der Begierde

Die Porsche Bank verstehe sich inzwischen als vollumfänglicher Mobilitätsdienstleister, völlig flexibel, mit Laufzeiten von einem Monat bis hin zu zehn Jahren. „Heißt, neben exemplarisch genannt ‚klassischem‘ Leasing und Kredit bieten wir gleichzeitig mit unseren Produkten rund um sharetoo auch kurzfristigere Mobilitätslösungen wie Carsharing und Auto-Abo an. Was sich verändert hat – und auch weiterhin verändern wird – sind die Mobilitätsbedürfnisse unserer Kunden.“

Dass der Begriff Leasing sich nicht nur aufs Auto bezieht, zeigt Volkswagen mit dem Einstieg beim Fahrradleasing-Anbieter BMSn. „Bis 2030 wollen wir in Europa eine Million Fahrräder im Bestand haben“, sagte der Chef von Volkswagen Financial Services, Christian Dahlheim, mit Blick auf den Boom bei Diensträdern.