Die ersten Gerüchte machten bei Testfahrten mit den chinesischen Minis die Runde. Die frisch in China produzierten Minis hätten für den europäischen Markt noch einen „Nachbesserungsbedarf“, hieß es. Trotzdem war es eine Überraschung, als die ersten in China-Minis in Graz bei Magna auftauchten. Schlussendlich wurde daraus ein Mini-Auftrag für den Mini von BMW. Insider gehen vorerst von rund 5000 Stück aus. Klar ist, dass das Vertrauen in die Qualität und Verlässlichkeit seitens von Magna entscheidend gewesen sei, diesen Auftrag nach Graz zu vergeben.
Offizielles BMW-Statement: „Einzelne Mini-Fahrzeuge werden bei Magna in Graz überprüft und im Anschluss in die Distributionslogistik zur Auslieferung an die Handelsorganisation übergeben. Erste Fahrzeuge wurden zum Marktlaunch an Kunden ausgeliefert.“
Wichtige Botschaft
Bei Magna verweigerte man jegliche Stellungnahme. Für Magna in Graz ist der Auftrag nach Produktionsausfällen (Fisker-Insolvenz) und in einem kritischen Wettbewerbsumfeld trotzdem eine wichtige Botschaft. Auch an den Mutterkonzern in Kanada, wo man mit Graz nach den Produktionsausfällen um Folgeaufträge ringt.
Für die neue Mini-Generation steht viel auf dem Spiel, nicht alle waren in München damit einverstanden, dass man einen Teil der Mini-Produktion nach China auslagert. Gemeinsam mit dem chinesischen Hersteller Great Wall hat man das Joint Venture „Spotlight Automotive Limited“ gegründet und produziert in der Nähe von Shanghai. Probleme braucht man jetzt am allerwenigsten, deshalb wurde Magna eingeschaltet.
Für Magna jedoch ist der Mini-Auftrag auch ein wichtiges Signal Richtung China, in den letzten Monaten waren ja mehrere chinesische Hersteller in Graz, um die Fertigung zu begutachten. Darunter Chery, Saic, Geely.
Heikles Thema Strafzölle
Der BMW-Auftrag die Minis in Graz nachbessern zu lassen zeigt aber auch, wie schwierig es sein wird europäische Strafzölle für in China produzierte Fahrzeuge durchzusetzen. Oliver Zipse, Vorstands-Chef von BMW, hat vor der Einführung von EU-Strafzöllen auf chinesische Elektroautos gewarnt. Zwangsläufig würde man damit auch europäische Hersteller schwächen. Die EU-Kommission hatte Ende 2023 eine Wettbewerbsuntersuchung gegen China wegen mutmaßlich illegaler Subventionen für Elektroautos eingeleitet.
Ein näherer Blick auf die Importe aus China zeige, „wie schnell man sich da ins Knie schießen kann“, warnte Zipse weiter. Weit mehr als die Hälfte aller aus China eingeschifften E-Fahrzeuge stammte im vergangenen Jahr von westlichen Herstellern, wie Tesla, Dacia und eben BMW, auch andere Hersteller lassen in China fertigen. Im vergangenen Jahr kam etwa jedes fünfte E-Auto aus China, im laufenden Jahr dürfte es laut der Organisation Transport & Environment (T&E) bereits jedes Vierte sein.
Null Zölle gefordert
Auch Mercedes-Chef Ola Källenius erklärte im Gespräch mit der Kleinen Zeitung wie komplex das System geworden sei. „Mein bescheidener Vorschlag ist es, umgekehrt zu denken und die Abschaffung aller Zölle in Erwägung zu ziehen. Null in alle Richtungen.“ Denn: „Führt China nach Europa ein, sind zehn Prozent Zoll angesagt. Von Europa nach China sind es 15 Prozent. Von den USA nach Europa sind es zehn Prozent, von Europa nach USA 2,5 Prozent.“
Wer von den Zöllen profitieren würde
China hat mit den europäischen Diskussionen um Strafzölle auf chinesische Autos zudem den Kurs geändert, Europa soll ein Produktions-Hub für die Welt werden, so will man Sanktionen umgehen. Für Magna wäre es eine Option: Je höher die Zölle, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass Chinesen bei Magna in Graz fertigen lassen.