Otmar Michaeler macht keine Umschweife: „Wenn wir heute ein Hotel nicht mit Apartments querfinanzieren können, entwickeln wir nur noch an Plätzen, wo es öffentliches Geld gibt.“ Er hat gleich ein Beispiel bei der Hand. Das neu geplante Falkensteiner-Hotel in Sizilien. Die Investitionssumme beläuft sich auf 50 Millionen Euro, dafür bekommt die Gruppe 15 Millionen Euro Zuschuss, ohne Rückzahlung.
Luxus. Auf dieses Segment setzt die Falkensteiner Michaeler Tourism Group FMTG, deren Vorstandschef Michaeler ist, ohnedies seit langem. Bei neuen Entwicklungen sei es inzwischen trotzdem eine „Challenge, wann sich ein Projekt rechnet und wann nicht“, erklärt Michaeler. So massiv seien die Erträge durch die Zinsen und die seit 2019 um bis zu 40 Prozent gestiegenen Baukosten unter Druck gekommen. Die Konsequenz: „Ganz viele Projekte kommen weg“, so Michaeler, der neben den Brüdern Erich und Andreas Falkensteiner Miteigentümer der ursprünglich Südtiroler Gruppe ist.
Bis zu 55 Luxus-Campingplätze bis 2030
Und was kommt bei Falkensteiner stattdessen? Noch mehr Crowdfunding, das künftig auch zum Erfolgsmodell für Partner werden soll. Und ganz viel Camping. Hier will FMTG zu einem ganz großen Spieler am Markt werden. Camping boomt. FMTG erwartet den Wandel vom oftmals kleinen Familien-Business in Richtung einer digital vermarkteten Industrie. Die eigene Rolle ist klar: Bis 2030 will man bis zu 55 Luxus-Plätze in seinen angestammten vier Ländern Italien, Österreich, Kroatien, Deutschland betreiben. „Wir wollen ein Boutique-Anbieter sein“, so Michaeler. Die Renditen im Luxus-Camping seien besser als bei Hotels.
Vorderhand rückte die FMTG bei einer Pressekonferenz in Wien aber den Start des Crowdfundings für Luxusapartments im Resort „Punta Skala“ bei Zadar in Kroatien in den Mittelpunkt. Dort entstehen zwischen September und Juni 2025 von Stararchitekt Boris Prodecca gestaltete „Villen“ mit 88 Apartments, die zwischen Hotel und Meer liegen.
Die Apartments mit allen Hotelannehmlichkeiten werden verkauft, 442.900 Euro kostet die kleinste Einheit, 40 Quadratmeter groß. Besitzer können sie über Falkensteiner vermarkten, also Gäste einchecken lassen. Die Projektfinanzierung erfolgt zur Hälfte über die Bank, bis zu 35 Prozent mit Eigenmitteln, wobei auch Co-Investoren an Bord sind, und zu zehn bis 15 Prozent über Crowdfunding. 500 Euro ist dabei die kleinste Einheit, fünf Jahre beträgt die Laufzeit. Wer die Zinsen cash auf die Hand will, bekommt sechs Prozent, wer einen Gutschein nimmt, 8,6 Prozent. 65 Millionen Euro hat die FMTG so schon aufgebracht. Diesmal sollen es 6,6 Millionen Euro werden. Und die Gutschein-Nehmer werden früher oder später zu Hotelgästen.
2,3 Millionen Übernachtungen
„Wir haben eine Vision in Richtung Crowdfunding“, sagt Michaeler. An ihrer Umsetzung arbeitet seit zwei Jahren die ehemalige Bankerin Anne Aumann. Sie bereitet strategisch vor, diese bisher für Falkensteiner höchst erfolgreiche Art der Geldaufbringung breiter auszurollen. Sobald es regulatorisch grünes Licht gibt, geht die Vermarktung zumindest einmal für „Punta Skala“ auch in Deutschland los. Den wichtigen Hinweis auf die Risiken des Investments bringt sie mehrfach an. „Das sind nachrangige Darlehen“, so Aubrunner. Also kein Sparbuch.
„Vor ein paar Jahren wäre das Aufbringen solcher Summen nicht denkbar gewesen, wir sind hier Trendsetter“, erklärt Erich Falkensteiner. Wenn er über die Zukunft der Hotellerie spricht, sieht er großen Bedarf an alternativen Finanzierungen. Das nicht spezialisierte Hotel werde es bald nicht mehr geben, prophezeit der Aufsichtsratschef der Tourismusgruppe drastische Umbrüche. In der Branche dürfte er bereits intensiv für seine Ideen werben. Aubrunner zufolge will die FMTG das „schlau aufgesetzte Finanzierungs-Ökosystem“ auch anderen für Projekte anbieten, wenn die rechtlichen Voraussetzungen passen. Die FMTG würde dann als Garantiegeber fungieren.
„Wir sind solide aufgestellt“, umschreibt Michaeler die wirtschaftliche Lage der FMTG. „Wir tun uns nicht schwer, Co-Investoren zu finden.“ Man genieße Glaubwürdigkeit und entwickle auch schwierige Projekte an Plätzen, wo vorher „Spekulanten“ jahrelangen Stillstand verursacht hätten. Heuer erwartet die Gruppe mit mehr als 2000 Mitarbeitern und 2,3 Millionen Übernachtungen rund 270 Millionen Euro Umsatz nach 240 Millionen im Vorjahr.