Als Uber vor zehn Jahren in Wien startete, löste das US-Unternehmen aus San Francisco so etwas wie ein Erdbeben in der Taxibranche aus. Die Fahrtvermittlung via App war revolutionär, mit Fixpreis vorab, bargeldlos zahlbar. Kunden wurden von privaten Fahrern in Privatautos chauffiert, gelotst und kontrolliert über die Uber App. Die Idee der billigen Taxi-Alternative wurde in Österreich 2020 aber praktisch abgedreht. Seitdem können nur lizensierte „Taxler“ Uber anbieten. Wenn das Unternehmen das im weltweiten Vergleich untertourige Wachstum in Österreich beschleunigen will, muss es seinen Aktionsradius erweitern.

Genau das passiert jetzt. Das Unternehmen rollt sein Geschäft in alle Landeshauptstädte aus. „Der Schritt ist sehr bedeutend. Wir sind dann der einzige, der in ganz Österreich Fahrten anbietet“, so Uber-Österreich-Chef Martin Essl. „Wir kommen aus unseren Kernzonen heraus. Das ist der erste Schritt in die Richtung, diese Mobilität in Richtung Land zu bringen.“

In Klagenfurt und Villach startet Uber sofort, ebenso in Bregenz und Bludenz sowie Eisenstadt. St. Pölten soll in Kürze folgen. „In der Region rund um Klagenfurt und Villach ist der Sommertourismus sehr interessant“, sagt Essl. „Die vielen Urlauber können den lokalen Taxiunternehmen zusätzliches Geschäft bringen.“ Insbesondere wolle man jüngere Fahrgäste gewinnen, denen die Taxi-Eintrittsbarrieren oft zu hoch seien.

4000 bis 5000 lizensierte Taxiunternehmen sind in Österreich für Uber unterwegs, bei jeder gebuchten Fahrt fließen Servicegebühren an den Konzern, wovon ein beachtlicher Teil an die Europamutter in Amsterdam geht. Die Einstiegstarife für Taxiunternehmen liegen bei fünf Prozent, später zwischen zehn und 18 Prozent Provision, abhängig davon, wie oft ein Taxilenker eine gebuchte Uber-Fahrt zugunsten einer normalen Fuhre kurzfristig storniert. Wie viele Fahrer konkret in Kärnten unterwegs sein werden, gibt Uber nicht bekannt. Die ersten „Kärntner“ Fahrten haben bereits stattgefunden.

Umsatzzahlen sind dem Österreich-Chef nicht zu entlocken. Der Steirer dockte vor neun Jahren in San Francisco beim in den USA börsennotierten Mobilitätsgiganten an, der weltweit 30 Millionen Fahrten abwickelt - täglich wohlgemerkt. Österreichs Nummer Zwei oder Drei könne man in Bezug auf die Marktanteile bereits sein, so Essl. „Wir sind als Disrupter (Zerstörer, Anm.) gestartet, heute sind wir Partner der Städte, um die Mobilitätswende voranzutreiben“, wirbt er für das Geschäftsmodell. Für Taxiunternehmen sei Uber ein guter Partner.

Dass er Uber in Österreich keinesfalls als Platzhirsch etikettiert sehen will, könnte mit den mittelfristigen Zielen zu tun haben. Denn Uber will für seine Land-Offensive doch wieder an die Uber-Ur-Idee anknüpfen. Dass zumindest am Land überprüfte private Autobesitzer Fahrgäste von A nach B bringen dürfen. Dafür sollten die Gesetze wieder etwas flexibler gestaltet werden, sagt Essl. Denn tatsächlich seien Taxis am Land längst Mangelware.

Neue Wege geht Uber jetzt auch in Wien, über die App-Funktion Transit wird Echtzeitinformation über Öffi-Angebote in der Nähe geboten. Essl: „Das ist für uns wichtig als Teil der Mobilitätswende und Teil der Idee, dass Menschen vom Privat-Pkw wegkommen. Außerdem ist das für Touristen sehr interessant.“

Geschäftsführer Martin Essl: „Sicherheit ist entscheidend“
Geschäftsführer Martin Essl: „Sicherheit ist entscheidend“ © Uber