Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat im Geschäftsjahr 2023/24 37 Mio. Verlust geschrieben und will nun weltweit bis zu 1000 Stellen abbauen. Bis zu 250 Jobs könnten in der Steiermark verloren gehen, sagte AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer am Dienstag in einer Onlinepressekonferenz. Der Stellenabbau soll gestaffelt erfolgen und sowohl über Kündigungen als auch natürliche Fluktuation erfolgen.
Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr hat AT&S seine Belegschaft inklusive Leihpersonal um ein Zehntel auf 13.828 reduziert. Dieser Abbau habe vor allem in China stattgefunden, weniger in Österreich, sagte Gerstenmayer. Nun müsse man aber Anpassungen in Hochlohn-Regionen vornehmen. „Die letzten vier Jahre haben uns in Österreich 32 Prozent Lohn- und Gehaltssteigerungen beschert. Das führt zu einem massiven Kostendruck.“ Vom gesamten Personalabbau soll Österreich zu 20 bis 25 Prozent betroffen sein – Genaueres werde man in ein, zwei Monaten sagen können, so Gerstenmayer. Das neue Werk in Leoben („Volt“) und der Standort Kulim in Malaysia seien von dem Stellenabbau nicht betroffen. Beide Werke sollen Ende des Jahres in die Volumensproduktion gehen.
„Daher fokussieren wir uns jetzt auf die Alternative“
Eine geplante Kapitalerhöhung hatte AT&S vor wenigen Tagen abgesagt. Die Staatsholding ÖBAG wird damit nicht einsteigen. Man habe mit verschiedenen Interessenten gesprochen, aber „wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass der Kapitalmarkt nicht so aufnahmefähig ist wie erwartet“, sagte Gerstenmayer.
„Daher fokussieren wir uns jetzt auf die Alternative“, den Verkauf des Werks in Ansan (Korea). Im Geschäftsjahr 2023/24 betrug der Umsatz des Werkes 76 Millionen Euro. Das Interesse potenzieller Käufer sei groß und man werde nun verbindliche Angebote einholen. Das auf Medizintechnik spezialisierte Geschäft sei zwar profitabel, passe aber technologisch nicht in das Portfolio der AT&S, erklärte Gerstenmayer. Die im koreanischen Werk beschäftigten 350 Mitarbeiter sind in den 1000 Stellen, die reduziert werden sollen, nicht enthalten.
AT&S hat im Geschäftsjahr 2023/24 deutlich weniger Umsatz gemacht und ist trotz eines stark verbesserten 4. Quartals im Gesamtjahr mit minus 37 Mio. Euro in die Verlustzone gerutscht, nachdem im Vorjahr noch ein Konzernergebnis von 137 Mio. Euro verbucht worden war. Im Schlussquartal stieg der Umsatz im Jahresabstand um 14 Prozent auf 345 Millionen Euro, der Quartalsverlust wurde auf 44 Millionen Euro halbiert. Außerdem hat AT&S die Prognose für das Geschäftsjahr 2026/2027 nach unten geschraubt und erwartet nun einen Jahresumsatz von 3,1 Milliarden Euro, nach bisher 3,5 Milliarden Euro. Für 2024/25 wird mit einem Umsatz von 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro gerechnet.
„Für das neue Geschäftsjahr sehen wir AT&S wieder auf Wachstumskurs“
Im zweiten Halbjahr hätten sich die Märkte für mobile Endgeräte und Industrieapplikationen deutlich abgeschwächt, erklärte AT&S am Dienstag. Während es bei Notebooks und PCs eine leichte Erholung gab, hat sich die Schwäche bei Servern ausgeweitet. „Für das neue Geschäftsjahr 2024/25 sehen wir AT&S wieder auf Wachstumskurs“, sagte Gerstenmayer. „Die für die zweite Geschäftsjahreshälfte 2024/25 erwartete generelle Markterholung in unserer Branche sollte sich positiv auf die Nachfrage und somit die Auslastung unserer bestehenden Werke auswirken.“
Im Vergleich zum letztjährigen Rekordjahr reduzierte sich der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2023/24 um 13 Prozent auf 1,55 Mrd. Euro, im 4. Quartal war der Umsatz mit 345 Millionen Euro aber um 14 Prozent höher als vor einem Jahr. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) reduzierte sich im Geschäftsjahr um 26 Prozent auf 307 Mio. Euro. Das EBIT fiel von 146 Millionen auf 31 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie war im Gesamtjahr mit minus 1,39 Euro negativ, im Vorjahr gab es je Aktie noch einen Gewinn von 3,03 Euro. Die Belegschaft inklusive Leihpersonal wurde um ein Zehntel auf 13.828 reduziert.
Für heuer plant AT&S ein Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Euro. Der größte Teil davon soll in die IC-Substrate-Produktion in den neuen Werken in Kulim und Leoben fließen. 2026/27 will AT&S mit künstlicher Intelligenz wachsen, sagte Gerstenmayer. „Wir liefern auch für AI die richtige Technologie, von Substraten für AI-Prozessoren bis zu effizienten Energiemanagement-Lösungen für IT-Infrastruktur wie Server und Datenzentren.“
Die AT&S-Aktie hat am Dienstag bis 11.15 Uhr um 5,33 Prozent auf 20,74 Euro zugelegt. Seit Jahresbeginn hat sie aber um 18 Prozent an Wert eingebüßt, vor zwei Jahren war sie mehr als doppelt so viel wert als jetzt.