Der österreichische Automarkt liefert viele erfreuliche, aber eine enttäuschende Zahl: Die Pkw-Neuzulassungen legten um 15,3 Prozent auf 21.337 zu. Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums für den Fahrzeughandel der WKO, geht sogar davon aus, dass man heuer insgesamt auf über 250.000 verkaufte Fahrzeuge kommen könnte. Entgegen allen Erwartungen. Der Zuwachs gehe aber „vor allem auf einen deutlichen Anstieg der Zulassungen von Verbrennern und Hybriden zurück, während die Nachfrage nach Elektroautos im April den dritten Monat in Folge rückläufig war“, erklärte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas die enttäuschende E-Auto-Nachricht in der Zulassungsstatistik.
Im Detail schauen die Zahlen so aus: Im Vergleich zum April des Vorjahres kletterte die Zahl der neu zugelassenen Pkw mit konventionellem Verbrennermotor um ein Viertel (plus 25,2 Prozent) auf 12.267. Auch Hybridautos waren gefragter, die Nachfrage nach Benzinhybriden legte etwa um 10,9 Prozent auf 4555 Autos zu.
Die schlechte Nachricht
Die schlechte Nachricht betrifft eben wieder die E-Mobilität: Hier wurden mit 3232 Fahrzeugen um 4,8 Prozent weniger Autos neu zum Verkehr zugelassen.
Für Edelsbrunner gibt es einen entscheidenden Grund dafür: Die Politik agiere zu wenig klar. „Man weiß nicht, in welche Richtung es geht. Wie agiert die EU weiter, wer setzt sich innerhalb der EU mit seinem Kurs durch, wird es Deutschland oder Italien sein? Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, erklärt, man werde 2026 besprechen, ob das Verbrenner-Aus 2035 wirklich hält. Das ist Wahlkampf und bringt pure Verunsicherung.“ Dazu gesellen sich gleich mehrere Begleitfaktoren: „Was kostet der Strom in Zukunft? Die Stromkosten sind gestiegen, mit einem Diesel fahre ich heute bisweilen günstiger als mit einem E-Auto.“
Zu kompliziert beim Laden und bei den Preisen
Und nach wie vor sei das Handling beim Laden zu kompliziert. „Kann ich mit Kreditkarte zahlen, brauche ich eine App, das sind die Unsicherheiten, die der Kunde auch spürt. Und in den Städten gibt es einfach zu wenig Ladeplätze für eine größere Menge an E-Autos. Auch deshalb zögern die Kunden. Solange ich nicht den Komfort wie bei einem Verbrenner bieten kann, wird das E-Auto Probleme haben.“
Auch dafür trage die Politik die Verantwortung. Zuerst habe man die Gesetze gemacht und das Verbrennerverbot in der nächsten Dekade ab 2035 beschlossen. Aber auf die Rahmenbedingungen habe man offensichtlich vergessen.
Zeit wichtiger als Geld
80 Prozent der E-Auto-Verkäufe seien bisher an Firmen gegangen, und selbst hier erodiere das Geschäft. Nicht nur deshalb, weil die Förderung beim Firmenkauf weggefallen sei, zeigen sich erstaunliche Nebenwirkungen. „Bei Außendienst-Mitarbeitern, die mit einem E-Auto unterwegs sind, sehen wir eine überraschende Entwicklung. Wenn sie länger unterwegs sind und durch das Laden die Arbeitszeit weiter verlängert wird, dann steigen einige wieder auf den Verbrenner um, obwohl sie wieder Sachbezug für das Auto zahlen müssen. Zeit ist inzwischen schon fast wichtiger als Geld geworden“, so Edelsbrunner.
Immerhin kommen jetzt günstigere E-Autos auf den Markt. Eine größere Anzahl in der 20.000/25.000-Euro-Region wird aber erst 2025/2026 erwartet. „Die politische Unsicherheit und die Hoffnung auf günstigere E-Autos lassen viele Kunden zu einer Überbrückungslösung greifen. Und das sind Plug-in-Hybride. Das ist auch für die Autohersteller Thema, die ihre CO2-Ziele erreichen müssen.“ Gefragt seien reine E-Autos derzeit eher im Speckgürtel um größere Städte bei jenen, die auch Photovoltaikanlagen besitzen.